Nach der schicksalshaften Schlacht von Chiclana/Barrosa wurde die Belagerung der Stadt Cádiz fortgesetzt. Damit die Belagerung ungestört fortgesetzt werden konnte war es wichtig, die Versorungswege der Franzosen im Rücken frei zu halten. Die Stadt Tarifa mit ihrem Hafen, die sich im Besitz der Spanier befand, galt es dementsprechend einzunehmen. Tarifa liegt an der südlichsten Spitze Spaniens, etwa 65 Meilen (105 km) südöstlich von Cadiz.
Auf Befehl Marschall Soults marschierte der Divisionsgeneral Jean François Leval vom 1. Armeekorps Victor in Richtung Tarifa und begann mit der Belagerung der Stadt noch im Dezember 1811.
Leval kommandierte ein kleines Korps mit einer Stärke von rund 8.000 Mann und 16 Geschützen (Belagerungsartillerie). Seine Armee umfasste drei Bataillone des 16. leichten Infanterieregiments und jeweils zwei Bataillone vom 43., 51., 54., 63., 94. und 95. Regiment de Ligne. Darüber hinaus kam noch ein Bataillon vom 27. leichten Infanterieregiment und ein Bataillon vom 8. Regiment de Ligne hinzu.
Das polnische Kontingent bestand aus zwei Bataillonen, jeweils vom 7. und 9. Infanterieregiment.
Die Kavallerie umfasste das 16. und 21. Regiment Dragoner mit jeweils 4 Eskadronen.
Trotz der Ratschläge des britischen Colonels John Byrne Skerrett, die Stadt zu evakuieren, entschied sich der spanische General Copons die Stadt zu halten. Einige wollten lieber die Stadt evakuieren und stattdessen die kleine Insel, die von einem Damm aus der Stadt befestigt wurde, verteidigen.
General Francisco Copons verteidigte die Stadt Tarifa mit 3.000 Mann und 26 Kanonen.
Seine spanische Brigade umfasste je ein Bataillon des Irlanda- und des Cantabriaregiments, eine Kompanie von Cazadores (Scharfschützen), 120 Kanoniere 25 Mann Kavallerie.
Colonel John Byrne Skerrett’s Britische Brigade bestand aus dem zweiten Bataillon des 47. , dem 1. Bataillon des 82. Foot, dem zweiten Bataillon des 87. Infanterieregiments, den leichten Kompanien vom 1. Bataillon des 11. Infanterieregiments und einer Kompanie des 95. Regiments Rifles.
Die Kavallerie bestand aus einer halben Schwadron vom 2. Regiment Husaren des Königs Deutschen Legion. Die Artillerie umfasste eine Batterie Fußartillerie.
Die Franzosen erreichten nun am 19. Dezember Tarifa und untersuchten die Befestigungen, um den bestmöglichen Angriffspunkt zu wählen. Dieser wurde schnell gefunden. Da das Gelände im Osten der Stadt höher als die Garnison war, wurden vom 22. bis zum Morgengrauen des 29. Dezembers Gräben gezogen und die Artillerie dort positioniert. Noch am selben Tag eröffneten die 16 Pfünder der französischen Artillerie das Feuer. Es dauerte nur ein paar Stunden um die dortigen Festungsmauern zum Einturz zu bringen.
Es schien fast unmöglich, Tarifa zu verteidigen. Es würde ein Leichtes für die Franzosen sein, die Stadt nach einen gut geführten Angriff einzunehmen. Skerrett schlug deshalb vor, die Verteidigung aufzugeben und das sich die Garnison auf die Schiffe im Hafen der Stadt begeben solle. Aber der Offizier Smith vom Korps der königlichen Ingenieure lehnte die Evakuierung ab. Er hatte bemerkt, dass hinter der Bresche, wo die Franzosen angreifen wollten, sich ein tiefer schmaler Fluss darunter befand, der durch die Stadt floss. Dieses Hindernis würde sehr gefährlich für die Angreifer werden. Außerdem war es von General Campbell, dem Gouverneur von Gibraltar, strikt verboten worden, auch nur einen Soldaten zu evakuieren.
Smith begab sich sofort an die Arbeit. Er hatte dort, wo die Franzosen angreifen würden, eine innere Verteidigungslinie aufgebaut. Er war frohen Mutes, denn die zum großen Teil zerstörte Festungsmauer sowie die umliegenden Häuser würden aufgrund des aufgeweichten Bodens durch offenliegenden Fluss bald nachgeben und auf den Feind fallen. Die Trümmer wurden von den Mauern währenddessen beseitigt, obwohl die Soldaten ständig dem Artilleriefeuer der Franzosen ausgesetzt waren.
Eine Kapitulationsaufforderung seitens der Franzosen wurde abgelehnt.
In der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember setzte schwerer Regen ein. Der Regen erschwerte die Reparaturen an dem Fallgitter vom Haupteingang (Jerez-Tor). Schließlich konnte es wieder heruntergelassen werden, bevor die Franzosen in der Morgendämmerung angriffen.
Französische Grenadiere (Vielleicht waren es Grenadiere vom 8ème Regiment de Ligne?) versuchten nun über das noch trockene Flussbett durch die Fallgitter am Eingang in die Festung zu gelangen. Aber das Abwehrfeuer vom 87. Regiment der Engländer vereitelte den weiteren Vorstoß. Eine Umgehung links vom Tor wurde mit weiteren Verlusten für die Franzosen abgeschlagen. Eine Kanone, fest montiert auf einem Turm, setzte den Franzosen auf ihrem Rückzug stark zu.
Dies war der einzige Angriff, der auf die Garnison gemacht wurde. Das Wetter wurde nun für die nächsten Tage extrem rauh und der heftige Regen erwies sich als schädlich für französischen Batterien und Laufgräben, die nun vollliefen. Am 4. Januar 1812 verstummte die Offensive. Die Alliierten stürmten daraufhin die französische Geschützstellung und zwangen die Franzosen zum Rückzug. Sie ließen ihre Ausrüstung hinter sich.
Die Verluste der Franzosen beliefen sich auf ca. 680 Mann sowie den fast kompletten Artilleriepark. Die Alliierten hingegen hatten nur ein Verlust von lediglich 70 Mann (68 Briten und 2 Spanier) zu beklagen .
Leval zog sich nach diesem Fehlschlag mit seiner Armee endgültig zurück, nachdem viele seiner Soldaten durch Krankheit außer Gefecht gesetzt wurden. Seine Belagerungsartillerie war größtenteils zerstört und stecke tief im Schlamm fest.
Der Ingenieur-Offizier Smith wurde für seine besonderen Leistungen während der Belagerung Tarifa´s zum Lieutenant General befördert und wurde in den Ritterstand erhoben.
Die Franzosen kamen nicht nach Tarifa zurück und ihre Belagerung von Càdiz wurde im August 1812 abgebrochen. Im nächsten Jahr würden sich die Franzosen allmählich aus Spanien zurückziehen.
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_Tarifa_(1812)