Angriff auf die Moorburger Schanze – 1. April 1814

„Angesteckt“ für das kleine Diorama „Angriff auf die Moorburger Schanze“ hat mich Jens Kalle, der ja schon einige Dioramen zum Thema Kriege in Norddeutschland in der Franzosenzeit auf die Beine gestellt hatte. Als nun auch Frank Becker die sehr interessanten Reihe „Napoleonische  Kriege in Norddeutschland“  (Sehr zu empfehlen!) auf seiner Webseite vorgestellt hatte, konnte ich nicht anders. In Zusammenarbeit mit Jens Kalle und  Oliver Werbeck ist in einem Gemeinschaftsprojekt dieses kleine Diorama entstanden.  

Aber wie immer vor jeder Präsentation gibt es wieder eine kleine  historische Einführung:

Die Stadt Hamburg wurde nach der Rückeroberung auf Anweisung Napoleons unter Marschall Davout zur Festung ausgebaut.

Zeitgenössische Karte der Stadt Hamburgs während der Belagerungszeit 1813/1814. Leicht zu erkennen ist die Archillesferse der Verteidigung. Während im Norden, Westen und Osten die Stadt durch die Befestigungsanlage und durch das freie Schussfeld gut gesichert ist, mussten die Franzosen den Süden durch Forts und die Besetzung der Insel Wilhelmsburg und Harburg die Verteidigung stark sichern. Hier erfolgten auch die meisten Angriffe der Alliierten.

Ein Großteil der männlichen Bevölkerung wurde dazu als Zwangsmaßnahme zu Schanzarbeiten herangezogen. Vor den Toren der Stadt, auf dem Hamburger Berg, in Pöseldorf, Hamm, am Rothenbaum, vor dem Dammtor und in Teilen von St. Georg wurden zugunsten eines freien Schussfeldes die Häuser abgerissen, alle Bäume gefällt und die Gärten verwüstet.

Rodung der Bäume für ein freies Schussfeld der Artillerie in der Nähe des Dammtores. Im Hintergrund ist die französische Alsterflottille zu sehen. Gemälde der Gebrüder Suhr.

Die Bevölkerung wurde gezwungen, in Minuten ihre Häuser und ihren Besitz zurückzulassen und in Nachbarorten unterzukommen oder im Freien zu kampieren. Allein in St. Pauli wurden mitten im Winter so 900 Häuser, Buden, die Kirche sowie der Krankenhof mit 800 Kranken zerstört. Zwei Drittel der Kranken, die größtenteils in der Johanniskirche in Eppendorf untergebracht wurden, überlebten diese Umquartierung nicht. Die Hauptkirchen außer St. Michaelis wurden zu Pferdeställen umfunktioniert. Zur weiteren Strafe für seinen Abfall wurde Hamburg eine Buße von 48 Millionen Franc auferlegt und deshalb das Silberdepot der Hamburger Bank im Wert von 7½ Millionen Mark Banco beschlagnahmt. Napoleon wird der Ausspruch zugeschrieben: „Ich ziehe es vor, die Hamburger zahlen zu lassen. Das ist die beste Art, Kaufleute zu bestrafen.“ In Hamburg brach daraufhin die Geldwirtschaft zusammen und es verlor seine Kreditwürdigkeit. Der Wiederaufbau ab 1814 nahm mehrere Jahre in Anspruch.

Verbindungsbrücke zwischen den beiden Festungsteilen Hamburg und Harburg über die Elbinsel Wilhelmsburg.

Am 6. Dezember 1813 begann die erwartete Belagerung Hamburgs durch Truppen der Nordarmee unter der Führung des schwedischen Kronprinzen Karl Johann. Die Truppen waren vor allem in der Herrschaft Pinneberg einquartiert und lösten dort den sog. Kosakenwinter aus. In Hamburg waren inzwischen 42.000 französische Soldaten zusammengezogen worden, viele von ihnen krank oder verwundet. Auch diese Truppen mussten verpflegt und einquartiert werden. Im Februar 1814 war die Zahl der Kranken auf 17.000 gestiegen, da Fleckfieber ausgebrochen war. In Erwartung der Belagerung und als weitere Bestrafung für die Bevölkerung hatten die Franzosen die Hamburger bereits im November 1813 dazu verpflichtet, sich in ihren Wohnungen für sechs Monate ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Wer dies bei mehrfachen Kontrollen nicht nachweisen konnte, wurde ohne Rücksicht aus der Stadt verwiesen. Trotz dieser Maßnahme wurden die Nahrungsmittel in der Stadt knapp. Deshalb ließ Davout nach erneuten verschärften Kontrollen zu Weihnachten etwa 30.000 Männer, Frauen und Kinder, die nicht genug persönlichen Proviant nachweisen konnten, zunächst zur Petrikirche und am nächsten Morgen bei großer Kälte aus der Stadt nach Altona treiben. Sie versuchten im Umland, in Altona, Barmbek, Wandsbek aber auch in Lübeck und Bremen Unterschlupf zu finden. Viele von ihnen verhungerten. Allein in Ottensen wurden 1.138 Tote in einem Massengrab bestattet. Hamburgs Bevölkerung war zu dieser Zeit auf 55.000 geschrumpft.

Auf Befehl Ludwigs XVIII. übergab Davout – fast zwei Monate nach Napoleons Abdankung – am 29. Mai 1814 die Stadt, da seine Streitkräfte durch Krankheiten und Mangel dezimiert waren. Davout verließ Hamburg mit 25.000 Soldaten und 5.000 Pferden, 4.800 Kranke blieben zurück. Am 26. Mai 1814 trat der Senat erstmals wieder zusammen. Russische Truppen unter dem General Bennigsen wurden bei ihrem Einzug am 31. Mai 1814 von der Bevölkerung in der völlig ruinierten Stadt als Befreier gefeiert (Quelle Wikipedia).

Nun Näheres zu der Moorburger Schanze, die ja das Thema für unser Diorama ist.

Die Moorburger Schanze im Süden Hamburgs. Der rote Pfeil zeigt grob den Standort der Schanze. Quelle Hans A. Gerdts, 200 Jahre Moorburger Schanze. Die Kämpfe in der Franzosenzeit
Die Festung Harburg. Von hier startete der Angriff der Franzosen in Richtung Moorburg. Quelle Frank Becker, www.tabletopdeutschland.com .
Der schwarze Kreis zeigt den Standort der Moorburger Schanze, der rote Kreis die französische Stellung bei Lauenbruch. Quelle Frank Becker, www.tabletopdeutschland.com

In Moorburg waren im Laufe des Winters 1813/1814 starke Teile der Einschließungsarmee unter Oberst von Klenke stationiert worden, um die zu erwartenden Streifzüge der französischen Besatzung von Harburg nach Moorburg und in das Alte Land abzuwehren. Am 26. Januar 1814 wurde daher eine Schanze am Schlagbaum von Lauenbruch errichtet.  

Fundstücke aus dem Raum Harburg/Heimfeld. Quelle: Jens Kalle

Nach Stüven wurde dazu auf einer Länge von ca. 30 Meter in nordsüdlicher Richtung ein altes, ein aus Fachwerk bestehendes Haus in Deichhöhe abgetragen und in den unteren Räumen mit Grassoden, Dünger und allerlei sonstigem Material ausgefüllt. Die Schanze war mit einer Brustwehr versehen, hinter der eine Kanone, vielleicht auch zwei Kanonen aufgestellt wurden.

Diese Schanze versperrte also den Franzosen, die sich in der Festung Harburg befanden, den Weg nach Westen.  Es lag auf der Hand, dass es hier bald zu erbitterten Kämpfen kommen würde. 

Ende März starteten die Franzosen eine Anzahl größerer Aktionen im Harburger Raum.

Gedenkstein zu Marmstorf. Hier hatten die Franzosen am 29. März 1814 gewütet und die umliegenden Häuser in Brand gesteckt. Der Angriff auf die Moorburger Schanze sollte am 1. April 1814 erfolgen.

Am 1. April 1814 um 3 Uhr nachmittags griff  General Pécheux (Dieser General dürfte bekannt sein aus dem Gefecht an der Göhrde, das am 16. September 1813 stattfand)mit 3 Bataillonen die Moorburger Schanze und den Elbdeich an. Leider lässt sich nicht mehr rekonstruieren, welche Truppenteile der 50. Infanteriedivision den Angriff unternahmen. Vermutlich handelte es sich um die 1. Brigade Avril mit dem 33. leichten  Regiment (1 Bat.) und dem 29. Linienregiment (2 Bat.), welche  noch volle Kampfstärke hatten.

Zeitgenössische Darstellung des Kampfes um die Moorburger Schanze.

Pécheux ließ zunächst eine Kanone in eine Deichbiegung schieben und von dort das Feuer auf die Schanze eröffnen.  So konnte die französische Infanterie im Schutz dieses Geschützes vorrücken. Der Angriff schien zunächst erfolgreich zu verlaufen. Die französischen Soldaten gelangen mehrfach bis an die Brustwehr der Schanze, doch immer wieder vermochten die Lüneburger Jäger, von Oberstleutnant Klencke geführt, diese erfolgreich zurückzuschlagen (Quelle Frank Becker, www.tabletopdeutschland.com) 

Jens Kalle (links) und Oliver Werbeck (rechts) in den Uniformen des Lüneburger Jägerbataillons.

Nach verlustreichen Kämpfen (Die Franzosen hatten Verluste von ca. 300 Tote und Verwundete, darunter 2 Offiziere – 2 Tote und 18 Verwundete auf Seiten des Lüneburger Bataillons) zogen sich die Franzosen wieder nach Harburg zurück.  

Es bleibt festzuhalten, dass die Kämpfe um die Moorburger Schanze die
Schanze selbst und damit Moorburg erfolgreich verteidigt haben, dass jedoch am Ende eingestanden werden muss: Die französische Besetzung Hamburgs wurde nicht besiegt oder erobert (Quelle Hans A. Gerdts, 200 Jahre Moorburger Schanze. Die Kämpfe in der Franzosenzeit).

Gedenkstein zur Erinnerung an die Kämpfe um die Moorburger Schanze. Quelle: Jens Kalle

 

Nun zu unserem Diorama: 

Das Diorama soll in einem Glaskasten seinen Platz finden. Die ersten Vorbereitungen laufen an. 

Zeichnung des Dioramas.
Provisorischer Aufbau der Schanze im Glaskasten.
Bilder zur Orientierung für das Diorama.
Dazu die zeitgenössische Darstellung

So langsam wird es.

Der Unterboden für die Schanze besteht aus einer Styrodurplatte. Auch für die Schanze wird Styrodur verwendet. Die Frontansicht einer Kate ist ebenfalls schon zu sehen.
Vorarbeiten an der Kate.
Hier die fertige Kate. Im Vordergrund das „abgetragene Bauernhaus“. Eine Kanone ist ebenfalls schon platziert.
Das Gelände wurde von Jens meisterlich vorbereitet. Nun können die Figuren bemalt werden.
Hier die Verteidiger der Schanze: Das Lüneburger Jägerbataillon.
Und natürlich die französischen Angreifer.
Ein Füsilier vom 29. Regiment de Ligne

Hier nun die abschließenden Bilder vom Diorama: 

Zum Angriff auf die Schanze! Vive l’Empereur!
Im Hintergrund französische Karabiniers vom 33. leichten Regiment.
Die Lüneburger sind vorbereitet.
Nahkampf.
En avant!

Auf der Schanze geht es heiß her!

Die Schanze bleibt in den Händen der Verteidiger!

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8ème Régiment de Ligne – Toujours en avant! (Immer vorwärts!)