„Verdammtes Pech, nicht Uxbridge?“ „Ja, Ponsonby – verdammtes Pech“.
Wer kennt nicht diese Passage? Sie stammt aus dem Film „Waterloo“ aus dem Jahre 1970 und beschreibt die Szene zwischen Uxbridge, dem Kommandeur der alliierten Kavallerie und General Ponsonby, kurz vor dem berühmten Angriff auf das 1. Armeekorps der Franzosen in der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815.
Wer war dieser General Ponsonby? William Ponsonby wurde am 13. Oktober 1772 als Sohn von William Ponsonby, 1. Baron Ponsonby, geboren. Von 1796 bis 1798 war er Abgeordneter für Bandonbridge im irischen Unterhaus und vertrat Fethard bis 1801. 1811 wurde er Offizier in der britischen Armee und während seines Dienstes in Spanien während des Halbinselkrieges 1812 zum Abgeordneten für Londonderry gewählt. Nachdem John Le Marchant während einer britischen Kavallerieattacke in der Schlacht von Salamanca getötet wurde, übernahm Ponsonby die Brigade. 1815, während der sogenannten „Hundert Tage“, erhielt Ponsonby das Kommando über die „Union Brigade“. Dies war die 2. Kavalleriebrigade, welche aus dem 1. königlichen Regiment Dragoner (englisch), dem 2. Regiment königlichen Regiment Dragoner (Nordbritisch/schottisch) und dem 6. königlichen Regiment Dragoner (Inniskillings/irisch) bestand.
In der Schlacht von Waterloo führte Ponsonby seine Brigade in einem Überraschungsangriff gegen die Franzosen (1. Armeekorps d´Erlon) an. Er befand sich bei der Attacke direkt bei den „Scots Greys“ (2. königliche Dragoner – Sie erhielten ihren Spitznamen durch die Farbe ihrer Pferde). Von ihrem anfänglichen Erfolg begeistert, setzte die Brigade den Angriff, nachdem die französische Infanterie völlig zerschlagen war, durch das Tal fort und nahm zwei französische Batterien zunächst in Besitz. Aber allmählich erlahmte der Schwung des Angriffes, da der Boden des Talbeckens mit tiefem Schlamm durchsetzt war. Einige Pferde sanken bis zu den Knien im Schlamm. Dennoch kämpften sie weiter. Die britischen Offiziere verloren schnell die Kontrolle über ihre Männer. Major de Lacy Evans, Adjudant des Generals Ponsonby, erinnerte sich: „Der Feind floh wie eine Schafherde durch das Tal, ganz der Gnade der Dragoner überlassen. In der Tat waren unsere Männer nicht mehr zu halten. Der General, sein Stab und jeder Offizier, bemühten sich, die Männer wieder zu sammeln. Doch es war hoffnungslos.“
Der Kaiser, der die eintretende Verwirrung der feindlichen Kavallerie sah, schickte nun zwei Regimenter Kürassiere von der Brigade Farine in Front und die Lanzenreiter und Chasseurs der Division Jacquinot in die Flanke um den Gegner wieder zu vertreiben. Die Unionsbrigade war zu weit vorgerückt und als der Gegenangriff der französischen Kavallerie nun erfolgte waren ihre Pferde völlig erschöpft. Die britischen Dragoner mussten für ihren Ungehorsam einen hohen Preis bezahlen. Sie flohen ungeordnet, als die französische Kavallerie konterte und versuchten vergeblich, sich aus der Falle zu befreien.
Die Unionsbrigade hatte von ihren 1.186 Mann einen Verlust von 617 Mann zu verzeichnen. Sie war faktisch für den weiteren Einsatz in der Schlacht nicht mehr einsetzbar.
Der General Ponsonby versank mit seinem Pferd im schweren Boden. Als er merkte, dass er überholt werden würde, rief er seinem Adjudanten zu, dass er seine Uhr und ein Miniaturporträt seiner Frau zu nehmen solle. Er wurde von den Männern des 4. Regiments Lanciers aufgefordert, sich sofort zu ergeben. Als ihn jedoch eine Gruppe von Ponsonbys eigener Brigade entdeckte und zu seiner Rettung ritt, blieb den Lanciers keine andere Wahl, als ihn zu töten. Sowohl Ponsonby als auch sein Adjudant wurden durch mehrere Lanzenstiche getötet. Colonel Bro de Comméres vom 4. Regiment Chevaux-légers, der den Gegenangriff führte, sagte später: „Sergeant Urban tötete General Ponsonby mit einem Lanzenstich. Mein Säbel zerlegte drei seiner Capitaines. Zwei weitere konnten fliehen.“ Mittlerweile gilt es als sicher, dass Sergeant Urban den Lieutenant-Colonel J.I. Hamilton (Kommandeur der Scots Greys) tötete und später den Adler der 21ème Regiment de Ligne gerettet hat.
Mehrere Überlebende berichteten später, an William Ponsonby vorbeigekommen zu sein, als er tot im Schlamm lag und noch immer das Miniaturporträt seiner Frau umklammerte. Seine Leiche wurde anschließend mit sieben Wunden gefunden. Ponsonbys sterbliche Überreste wurden nach England zurückgebracht und im Gewölbe der Familie Molesworth in Kensington beigesetzt. In der St. Pauls Cathedral in London wurde ihm ein Denkmal errichtet.
William Ponsonbys Tod hätte unter Umständen vermieden werden können. Einigen Berichten zufolge konnte am Morgen der Schlacht sein bestes Pferd aus nicht geklärten Gründen nicht gefunden werden. Andere Berichte sagen aus, dass Ponsonby absichtlich nicht sein bestes Pferd genommen hat, da es mehr wert war, als der staatliche Entschädigungspreis, der bezahlt worden wäre, wenn es getötet worden wäre. Es gilt jedenfalls als sicher, dass er mit einem minderwertigen Pferd in den Kampf ging. Dies erwies sich als eine fatale Entscheidung. Insofern sollte sich die Antwort vom Kommandeur Uxbridge zu Ponsonby vor der großen Gegenattacke als geradezu voraussehend erweisen: „Ja, Ponsonby – verdammtes Pech!“
Kommen wir nun zur kleinen Vignette. Sie stellt die Szene dar, als der Gegenangriff der Division Jacquinot, speziell das 4. Regiment Chevaux-légers, sich schon in vollem Gange befindet: