Wer kennt nicht die berühmte Szene aus dem Gemälde „On the Evening of the Battle of Waterloo“ von Ernest Crofts, wenn er an die Flucht Napoleons vom Schlacht von Waterloo denkt? Jedenfalls dachte ich sofort an diese Szene, als ich den Bausatz in 1/72 von Frank Germershaus in den Händen hielt. Mein Freund Thomas hatte diesen Bausatz käuflich erworben und fragte mich ob ich nicht diese Kutsche für ihn zusammenbauen könnte, da das doch ein ganz schöner „Fummelkram“ für ihn wäre. Die Berline fehlte noch auf seinem grossen Diorama „Waterloo“. „Klar“ habe ich gesagt, denn das war für mich eine neue Herausforderung, da ich ansonsten bisher nur Figuren und Pferde bemalt hatte. Gut, ich hatte zwar schon mit einem Trainwagen (siehe Foto) zu tun, aber eine Kutsche des Kaisers zu bemalen, das hätte schon was.
Die Einzelteile der Kutsche hatte ich nun auf meinen Tisch ausgebreitet. DieTeile passten wunderbar zusammen und und waren gut aus Zinn gegossen. Mit einem kleinen Schrecken sah ich aber dann, dass im Bausatz das Dach und die Deichsel der Kutsche nicht vorhanden waren. Auch die obere Front der Kutsche fehlte. Da hieß es dann improvisieren.
Nach dem Anbringen der fehlenden Teile ließ sich der Zusammenbau problemlos durchführen. Dann konnte es mit der Bemalung der Kutsche auch schon losgehen. Nachdem die Bemalung abgeschlossen war, kamen die Pferde mit dem entsprechenden Geschirr ins Spiel. Ein bißchen Geduld musste man beim Anbringen der Zugseile bei den Pferden haben. Aber zum Glück waren diese, obwohl aus Zinn, doch recht biegsam. So konnten die Zugseile nach dem Bemalen mit etwas Holzleim gut besfestigt werden.
Hier nun einige Bilder der fertig bemalten Berline des Kaisers:
Nun zu der Geschichte der echten Berline des Kaisers im Jahre 1815. Mit dieser Kutsche ist der Kaiser zu seinem letzten Feldzug nach Waterloo aufgebrochen. In der Berline befanden sich nicht nur Kartenmaterial, welches der Kaiser für seinen Feldzüge benötigte, sondern beispielsweise auch Geschirr und andere Gegenstände. In dem folgenden Bild sieht man einen Querschnitt:
Als mit dem Angriff seiner Alten Garde alle Hoffnung auf einen Sieg verloren war, flüchtete Napoleon mit der Berline und seinen Getreuen in Richtigung Genappe. Den Franzosen bereitete der Rückzug über die von tagelangem Regen aufgeweichten Landstraßen größte Mühe.
Nur wenige Kilometer südlich des Schlachtfelds, kamen die preußischen Verfolger dem geschlagenen Kaiser derart nahe, dass dieser unter Zurücklassung der Kutsche die Flucht zu Pferd fortsetzen musste. Kurz darauf erreichten die Preußen das verlassene Gefährt und plünderten es aus. Auf der aufgeweichten Erde vor der Kutsche aber lag – ein schwarzer Zweispitz. Dieser Zweispitz befindet sich heute im Zeughaus von Berlin.