Die zwei Schlachten der 8ème de Ligne bei Friedland am 14. Juni 1807

Wie kann ein Infanterieregiment des Kaisers in einer einzigen  Feldschlacht getrennt kämpfen und sich gleich zweimal bewähren? Wie ist das möglich (Siehe Erklärung)*?    Aber erst einmal der Reihe nach. Wir befinden uns im Juni des Jahres 1807.  Nach der blutigen Schlacht von Preußisch-Eylau am 8. Februar 1807  und der siegreichen Schlacht von Ostroleka am 16. Februar 1807 (Hier kämften auch die Elitekompanien  (Grenadiere und Voltigeure) der 8ème de Ligne unter dem Brigdegeneral Ruffin) begab sich die Grande Armee in ihre Winterquartiere. Die Soldaten brauchten dringend Ruhe nach zwei Jahren ununterbrochenen Kampfes. Sie waren ausgemergelt und auch demoralisiert, weil die Preußen und Russen immer noch nicht entscheidend geschlagen worden waren. Der Kaiser forderte deshalb dringend Verstärkung aus Frankreich an.  Diese sollten alsbald eintreffen.

Während die Städte Kolberg (14. März – 2. Juli) und Danzig (20. März – 24. Mai 1807) belagert wurden, rückte das Gros der Armee wieder vor gen Osten.  Durch die Kapitulation Danzig´s am 24. Mai konnte Napoleon seine Armee um weitere 25.000 Mann aufstocken. Bei Heilsberg in Ostpreußen trafen am 10. Juni 1807 das französische und das russische Heer aufeinander. Der russische General Bennigsen versuchte nach Westen vorzustoßen, wurde aber bald von Napoleon zurückgedrängt und zog sich nach Heilsberg zurück und verschanzte sich dort. 

Die französische Armee, unter den Marschällen Murat und Lannes griff die russische Armee unter General Bennigsen in Heilsberg an, der sich mit über einhundert Geschützen in der Stadt verschanzt hatte. Die Stadt war befestigt und lag strategisch günstig am linken Ufer der Alle. Bennigsen konnte die Angriffe der französischen Truppen abwehren und die Stellung halten. Andere Quellen behaupten aber auch, dass der Grund für das Scheitern des französischen, unkoordinierten  Angriffs auf die Streitigkeiten zwischen den Korpskommandeuren Lannes und Murat zurückzuführen sei.  Es war bekannt, dass Lannes und Murat sich nicht ausstehen konnten. Bennigsen musste sich aber dennoch am folgenden Tag Richtung Friedland zurückziehen, um eine Umgehung durch Napoleon und das Abschneiden der Versorgungswege im Norden zu vermeiden.

Als Napoleon erkannte, dass Bennigsen versuchte wieder zu entkommen und sich nun auf das gegenüberliegende Ufer des Flusses Alle  aufmachte, um Königsberg zu entlasten, hatte der Russe ihm einen Tagesmarsch gestohlen. Der Kaiser befahl nun Marschall Lannes, sich mit seinem Korps nach Friedland (der nächste logische Kreuzungspunkt) zu beeilen, um Bennigsen zu beobachten. Das Gros seiner Armee befehligte er nach Königsberg (Murat, Soult, Davout) und Preußisch Eylau (Mortier, Victor, Ney und die Alte Garde) um Bennigsen im Unklaren zu lassen.   Er war wütend über die unendliche Fehde zwischen seinen meist geliebten Korps-Kommandeuren Murat und Lannes und trennte sie so weit wie möglich.

Die Korpsartillerie unter General Sénarmont während des Beschusses auf die russische Infanterie am Standrand von Friedland. Die Artillerie rückte bis auf 137 Meter auf die feindlichen Linien vor und feuerte unentwegt. Napoleon soll zu seinen Generälen, als er das Geschehen beobachtete, gesagt haben, ob Sénarmont zu den russischen Linien überlaufen will. Nach Marbot soll allein Sénarmont mit seinen Kannonieren Verluste von ca. 4.000 Mann den Russen zugefügt haben.

Der Ausgang der Schlacht bei Friedland ist hinlänglich bekannt. Wir wollen uns daher mit ein paar Einzelheiten befassen.     

Das Schlachtfeld 

Das Schlachtfeld von Friedland wurde im Osten durch den Fluss Alle durchschnitten, der von Süden nach Norden an der Stadt vorbeifließt. Der Fluss verlief nach Norden, vorbei am Dorf Sortlack, das am südlichen Rand des Schlachtfeldes lag. Kurz hinter dem Dorf floss es durch eine S-Kurve nach Osten, dann nach Westen und wieder dann nach Osten. Am Nordufer dieses letzten östlichen Abschnitts lag die kleine Stadt Friedland. Kurz hinter der Stadt dreht der Fluss nach Norden/Nordwesten und fließt vom Schlachtfeld ab. Friedland lag somit in einem Landdreieck mit dem Fluss auf zwei Seiten.

Den Westrand des Schlachtfeldes markierten zwei weitere Dörfer – Posthenen westlich von Friedland und Heinrichsdorf im Nordwesten. Der größte Teil des Gebietes bestand aus offenem Ackerland, aber es gab einen großen Wald, den Wald von Sortlack, im Gebiet südwestlich des Dorfes Sortlack und südlich von Posthenen.

Stellung der südlichen Einheiten des Reservekorps Lannes um 6:00 Uhr Morgens. Unter dem „rot“ markiertem Pfeil befindet sich das 1. Provisorische Regiment im Wald von Sortlack mit den Kompanien der 8ème, 27ème, 45ème, 54ème, 94ème und 95ème unter dem Brigadegeneral Ruffin.

Das gesamte Schlachtfeld wurde durch einen Bach, den Mühlenteich, der östlich von Posthenen fließt, an der Nordseite von Friedland vorbeifließt und nordöstlich der Stadt in die Allee mündet, in zwei Teile geteilt. Nördlich der Stadt erweiterte sich der Muhlen Teich zu einem langen, schmalen See. Der Muhlen Teich war ein großes Hindernis für die Bewegung zwischen den beiden Flanken der russischen Armee. Die Russen bauten zwar ein paar Brücken über den Bach, aber das reichte nicht aus.

Die einzige dauerhafte Brücke über die Alle führte ins Zentrum von Friedland. Die Russen bauten drei Pontonbrücken über die Alle, diese befanden sich aber ebenfalls in Friedland.  Dies sollte sich bei dem Rückzug der russischen Armee später als verhängnisvoll erweisen. 

Diese Stellung war also eine sehr gefährliche Position, um einen großen Kampf auszufechten. Die Russen hatten einen Fluss im Rücken, mit begrenzten Möglichkeiten zum Überqueren, ein zweigeteiltes Schlachtfeld und viele Möglichkeiten für die Franzosen, ihre Armee in isolierte Gebiete aufzuteilen. Diese Tatsache war zu Beginn der Schlacht nicht wichtig, als die Russen versuchten, das isolierte Armeekorps von Lannes zu besiegen, aber es war von entscheidender Bedeutung, als Napoleon mit großen Teilen seiner Armee eintraf. 

Die Fahne des 8. Linienregiments der Infanterie, Model 1812. Der Schlachtenname „Friedland“ ist nun einer von 5 Auszeichnungen des Regiments.

* Im Jahre 1805 wurde die Grenadierdivsion unter dem damaligen General Oudinot (Nach der Schlacht von Wagram im Jahre 1809 Marschall von Frankreich) aufgestellt. Sie erhielt später nach der Teilnahmen von erfolgreichen Schlachten den Spitznamen „Oudinot-Grenadiere“. Diese Division war ein Eliteverband. Sie bestand aus den Elitekompanien der Regimentern der Linien- und Leichten Infanterie.  Am 14. Januar 1807 bestand die Division nicht nur aus den bisherigen Grenadier- und Karabinierkompanien sondern auch erstmals aus den Voltigeurkompanien.

Auch die 8ème de Ligne gab ihre Grenadier- und Voltigeurkompaniekompanie aus dem 1. Bataillon an  diesen Verband ab. Seit dem 1. Juni 1807 war die Grenadierkompanie mit 3 Offizieren und 65 Grenadieren dem 3. Bataillon Fondousse des 2. Provisorischen Regiments der Brigade Ruffin zugeteilt. Die Voltigeurkompanie mit 3 Offizieren und 84 Mann hingegen befand sich beim 4. Bataillon Chabert, ebenfalls im 2. Provisorisches Regiment.

Die Grenadierdivsion Oudinot (auch 1. Provisorische Grenadierdivision genannt) war in der Schlacht von Friedland Bestandteil des Reservekorps unter Marschall Lannes.    

Das 1. und 2. Bataillon (das 1. Batallion bestand nur aus den 4 Füsilierkompanien) der 8ème de Ligne war hingegen dem 1. Armeekorps und Marschall Victor (2. Infanteriedivision Lapisse, 2. Brigade Darricau)  zugeteilt.  Somit fochten zwei separate Einheiten der 8ème erfolgreich in der Schlacht von Friedland.      

Quelle: https://www.napoleon-series.org/military/battles/1807/PolishCampaign/Friedland/c_senarmont.html


Der Kampf

Der Kampf begann gegen 2 Uhr morgens. Ruffins  Brigade von der Grenadier-Division Oudinot  drang in den Sortlack-Wald vor, wo sie sich einen längeren Kampf mit russischen Scharmützeln der Garde-Infanterie lieferte.

General Grouchy traf gegen 15 Uhr ein und trat nördlich vom Korps Soult in die Schlacht ein. Er sah sich einer größeren Anzahl russischer Streitkräfte gegenüber und wurde zurückgedrängt. Gegen 18 Uhr traf eine niederländische Kavallerietruppe von Mortiers Korps ein und half bei der Wiederherstellung der Position.

Angriff der 4. Husaren unter Colonel Burthe in der Schlacht bei Friedland. Gemälde von Eduoard Detaille.

Auf der russischen Rechten marschierte eine weitere mächtige Kavallerietruppe unter General Gortschakow in Richtung Heinrichsdorf. Grouchy schickte Nansouty, um mit dieser Bedrohung fertig zu werden, und befahl dann seine eigenen Truppen in die gleiche Schlacht. Die Kavalleriekämpfe an dieser Front dauerten bis etwa 9 Uhr morgens und endeten mit der Besetzung Heinrichsdorfs durch die Franzosen.

Bennigsen hatte seine beste Chance, als Lannes‘ Reservekorps allein war, zu besiegen, bereits verpasst. Um 9 Uhr morgens hatten die Franzosen 9.000 Infanteristen und 8.000 Kavalleristen auf dem Feld und standen etwa 46.000 Russen gegenüber. Lannes‘ Aufgabe bestand darin, Bennigsen zu beschäftigen, ohne Gefahr zu laufen, eine schwere Niederlage zu erleiden. Dies gelang ihm zum Teil dadurch, dass er einen dichten Schützenschleier ausbreitete und den Rest seiner Truppen dahinter umhermarschieren ließ, um den Eindruck einer größeren Streitmacht zu erwecken. Ebenso wichtig war Bennigsens offensichtliche Überzeugung, dass er den ganzen Morgen Zeit hatte, sich nur mit Lannes allein zu befassen. Dadurch wurde die Chance verpasst. Mortiers Männer trafen gegen 9.30 Uhr ein und um 10 Uhr hatte Lannes 40.000 Mann unter seinem Kommando.

Aufstellung eines französischen Bataillons aus der Kolonnenformation in Linienformation um 1807. Die Voltigeurkompanie hat einen Schützenschleier gebildet. Die 7 Füsilierkompanien stehen dahinter. Rechts daneben die Grenadierkompanie.

In der Zwischenzeit waren die Russen eifrig auf der anderen Seite des Flusses im Einsatz. Gortschakow erhielt das Kommando über die Streitkräfte nördlich des Mühlbachs, bestehend aus der 3., 6., 7. und 8. Division und dem größten Teil der russischen Kavallerie. Bagration und Kologribow befehligten südlich des Baches zusammen mit der 1. und 2. Division und einer kleineren Kavallerietruppe. Die russische kaiserliche Garde und eine Infanteriedivision wurden in Reserve gehalten. Die sechs Infanteriedivisionen wurden in zwei Linien aufgestellt. Die Frontlinie bestand aus dem ersten und dritten Bataillon jedes Regiments in Reihe und den zweiten Bataillonen dahinter in Kolonnen. Die zweite Linie wurde in Bataillonskolonnen eingesetzt. Die Kosaken bewachten die rechte Flanke der Linie. Ganz links hatte Bagration 3.000 Jäger im Wald von Sortlack, unterstützt von zwei Infanteriebataillonen.

Zeitgenössische Darstellung eines Grenadiers und Offiziers einer Grenadierkompanie der 8ème de Ligne.

Gegen 9 Uhr morgens rückte die gesamte russische Linie etwa 1.000 Schritte vor, um sich mit den erfolgreichen Jägern bei Sortlack zu vereinen. Am nördlichen Ende der Linie griffen die Kosaken rund um Heinrichsdorf an, wurden jedoch von der Kavallerie des I. und VI. Korps zurückgeschlagen, die gerade noch rechtzeitig auf dem Feld eintraf. Ein russischer Infanterievormarsch in die gleiche Richtung endete, als Mortiers Korps eintraf und bei Heinrichsdorf Stellung bezog.

Die Russen hatten ihre Chance, das isolierte Korps von Lannes zu besiegen, bereits verpasst. Nun verpassten sie ihre Chance zu fliehen, bevor der Rest von Napoleons Armee eintreffen konnte. Napoleon selbst erreichte gegen Mittag das Schlachtfeld und übernahm das Kommando. Er entwarf schnell einen Plan für einen Angriff, von dem er hoffte, dass er die russische Armee vernichten könnte.

Kürrassiere grüßen ihren Kaiser kurz vor dem Angriff in die Schlacht. Gemälde von Ernst Messonier.

Der Schlüssel zu Napoleons Plan war die Barriere des Mill Stream. Er hoffte, mit seinem rechten Flügel anzugreifen und den russischen linken Flügel in die schmale Landzunge zwischen Alle und dem Bach zurückzudrängen. Dies würde die stärkere russische Rechte abschneiden und sie der Zerstörung aussetzen (vorausgesetzt, die Alle sei nördlich von Friedland nicht passierbar). Das Korps von Marschall Ney, das sich nun dem Schlachtfeld näherte, würde die Schlüsselposition auf der französischen Rechten zwischen Posthenen und Sortlach einnehmen. Lannes würde nach links schlendern und zwei Schlachtreihen um Posthenen bilden. Oudinots Grenadier-Division von Lannes‘ Korps würde sich langsam nach links bewegen und versuchen, die Russen abzulenken. Mortier würde die französische Linke bei Heinrichsdorf und auf der Straße nach Köngisberg bilden. Mortier würde das Scharnier bilden und an Ort und Stelle bleiben, während Ney auf der rechten Seite nach vorne rückte.

Marschall Ney gibt den Befehl zum Angriff.

Das 1. Armeekorps von Marschall Victor und die kaiserliche Garde würden die Reserve bilden. Auf der französischen Linken war eine starke Kavallerietruppe stationiert, die bereit war, die russische Rechte zu bedrängen, wenn diese versuchte, sich zurückzuziehen. Napoleon war siegessicher, zumal die Schlacht am Jahrestag der Schlacht von Marengo ausgetragen werden sollte .

Die Kämpfe ließen zwischen Mittag und 17 Uhr nach. Die Franzosen warteten auf das Eintreffen ihrer Verstärkung, während die Russen nach einem anstrengenden Marschtag vom 13. Juni und den Anstrengungen des Vormittags müde waren. Bennigsen hätte in dieser Pause den Rückzug antreten, aber stattdessen blieb er mit seiner Armee an Ort und Stelle. Als Victor gegen 16 Uhr mit der kaiserlichen Garde auftauchte, überlegte er es sich anders und befahl den Rückzug. Diese vernünftigen Befehle wurden bald aufgehoben und die Russen blieben an Ort und Stelle. Je näher der Nachmittag rückte, desto größer wurde die Hoffnung, dass es für einen französischen Angriff zu spät sei. Wenn Napoleon beschlossen hätte, zu warten, bis seine Armee vollständig konzentriert war, und am nächsten Tag anzugreifen, hätten die Russen über Nacht davonschlüpfen können.

Der französische Angriff

Das Signal für den französischen Angriff war eine Salve aus 20 Geschützen. Die meisten Quellen sagen, dass dies um 17.30 Uhr geschah, obwohl einige es auf 17.00 Uhr schätzen. Es folgte ein groß angelegter Artilleriebeschuss.

Das 1. Armeekorps Victor hat das Schlachtfeld erreicht. Das 1. und 2. Bataillon der 8ème de Ligne (roter Pfeil) unter dem Befehl von Colonel Autie bildet die linke Flanke der Division Lapisse beim Generalangriff. Rechts von der 8ème de Ligne beginnt der Wald von Sortlack. dies ist ungefähr die Stelle, wo zu Beginn der Schlacht das 1. Provisorische Regiment von der Grenadier-Division Oudinot stand. Das Reservekorps Lannes steht nun weiter nördlich.

Marschall Ney hatte seine Angriffstruppe auf drei großen Lichtungen im Wald aufgestellt.  General Marchands Division stand rechts, Bissons Division links und Latour-Maubourgs Kavallerie in der hinteren Mitte. Diese mächtige Truppe räumte um 18 Uhr den Wald und griff dann die russischen Truppen rund um Sortlack (links der Front des 1. Armeekorps  unter Victor) an.

Napoleon hat den Großteil seiner Armee zusammengezogen. Gegen 17:00 Uhr (erwähnt wird auch der Zeitpunkt 17:30 Uhr) geht die französische Armee zum Angriff vor.

Die Russen wurden aus dem Dorf Sortlack vertrieben und zogen sich in die Fluss-Schleife der Alle zurück. Marchand verfolgte die flüchtenden Russen und es entstand eine Lücke zwischen seiner Division und der von Bisson. Die Russen starteten einen Kavallerieangriff in die Lücke, der jedoch von drei Seiten getroffen wurde: Latour-Maubourgs Kavallerie schlug von vorne zu und die beiden Infanteriedivisionen von der Seite. Der Russe zog sich zurück und Marchand kehrte aus der Schleife zurück, um auf Bisson aufzuschließen. 

Schwere Kämpfe zwischen französischen und russischen Kürassieren.

Die Franzosen befanden sich nun in einer starken Position, da Neys Truppen die schmale Lücke zwischen Alle und Mill Stream überquerten. Um voranzukommen, befahl Napoleon Victors Korps, südlich der Straße nach Eylau vorzurücken, links von Neys vorrückenden Truppen.

Als Neys zwei Divisionen vorrückten, gerieten sie auf der anderen Seite der Alle unter schweres Artilleriefeuer russischer Geschütze. Sie gerieten auch außerhalb von Friedland unter Beschuss von Bagrations Männern und gerieten ins Wanken. Anschließend startete Bagration mit seiner Reservekavallerie einen Angriff, der den Mühlenbach überqueren und die Franzosen nach links treffen konnte. Neys Männer begannen in einiger Unordnung zurückzuweichen, und die Russen erbeuteten sogar den Adler der 69ème de Ligne.

Ney wurde durch Victors Korps vor weiteren Peinlichkeiten bewahrt. Zuerst traf General Duponts Division ein, die in die Lücke zu Neys Linken stürmte und dabei half, die Linie zu stabilisieren. Die Kavallerie von Latour-Mauborg, Lahoussaye und Durosnel griff dann an und die russische Kavallerie fiel zurück.

Es folgte eines der ungewöhnlicheren Ereignisse der Schlacht. General Senarmont , Chef der Artillerie im Victor’s Corps, führte den Vormarsch an. Senarmont stellte zwei Batterien mit je 15 Geschützen auf und postierte sie auf beiden Seiten von Duponts Vormarsch. Die französische Artillerie eröffnete das Feuer auf 1.600 Yards, rückte dann aber auf 600 Schritt, dann auf 300 Schritt und schließlich auf 60 Schritt vor. Während dieser Phase der Schlacht feuerten Senarmonts Geschütze 3.000 Schuss ab. Die russische Infanterie wurde durch dieses Artilleriefeuer aus nächster Nähe vernichtet. Die russische Kavallerie versuchte einzugreifen, wurde jedoch durch eine Kartätschensalve aus nächster Nähe zerstört. Bagration befahl seinen Männern, sich nach Friedland zurückzuziehen, verfolgt von den Franzosen.


17.00 Uhr 14. Juni 1807, in der Nähe von Friedland, Ostpreußen (Ein Bericht von Kevin Kiley) 

Als Neys Angriff scheiterte, rückte eine von Victors Infanteriedivisionen, die von Dupont, ohne Befehl „geschickt“ auf das russische Zentrum vor. Senarmont, Victors Artilleriechef, unterstützt diesen Vorstoß mit zwölf Geschützen und bittet sofort um die Erlaubnis, mit den verbleibenden 24 Geschützen, die dem Korps gehören, vorzurücken. Mit dieser Erlaubnis organisiert er die Kompanien in zwei Batterien mit je 15 Geschützen und behält sechs in Reserve. Er platzierte seine beiden Batterien an den beiden Flanken von Duponts Division, überholte die erschöpfte Infanterie schnell und griff das russische Zentrum allein an.

Die Artilleriekompanien preschten an Duponts keuchenden Infanteristen vorbei, die Kanoniere rannten, um mitzuhalten. Senarmonts Kompanien begaben sich in Stellung und begannen die Geschütze abzuprotzen. Die Säbel der Kompaniechefs blitzten im Junisonnenlicht, als sie ihre Waffen in Position brachten und ihren ersten Feuerbefehl riefen.  Trompeter  „Zur Front!“;  Gut ausgebildete Artilleriepferde reagierten ohne Anweisungen ihrer Fahrer. Keuchend und schwitzend holten Kanoniere die Männer vom Train ein , die Pferde schnaubten und atmeten schwer in ihrem schweißdurchnässten Geschirr. Verschwitzte und schwielige Hände packten Richtstangen und die schweren Geschütze wurden von den grunzenden Kanonieren herumgeschenkt und in Stellung gebracht. Weitere Trompetensignale erschallten und die Kanoniere mit ihren Geschützbatterien rückten rasch in aufeinanderfolgenden Sprüngen auf das russische Zentrum zu.

Das russische Artilleriefeuer begann, ihre Ziele zu finden.  Männer und Pferde von Senarmont´s Einheit  wurden getroffen; Pferde schrien und gingen zu Boden, Männer wurden von den einschlagenden Geschossen in zwei Hälften geteilt oder enthauptet, verwundete Kanoniere blieben auf ihren Posten liegen, bis sie vor Blutverlust ohnmächtig wurden. Senarmont ignoriert das russische Artilleriefeuer völlig und befiehlt seinen Kompanien, sich auf die russische Infanterie vor ihnen zu konzentrieren. Da er mit der Reichweite nicht zufrieden war, befahl Senarmont seinem Trompeter, ein weiteres Signal zu blasen. Die alarmierten Sektionschefs stellten das Feuer ein, während die Geschützmannschaften angaloppierten, um die Geschütze zu holen. Aufsitzen, aufsteigen, vorwärts bewegen. Auf 150 Meter verengte sich das Gelände, so dass die beiden Batterien zu einer einzigen zusammengelegt werden mussten. Ein weiterer Trompetenruf, der von allen Trompetern der Kompanien widerhallte.  Zur Front!  Anhalten, absteigen, ausscheren und dabei das höllische russische Gegenfeuer ertragen. Weitere Pferde und Männer wurden getroffen und gingen zu Boden, aber die Kanoniere eröffneten kühl und konzentriert das Feuer.

Kanonier mit einer Haubitze (Le Brutal). Gemälde von Keith Rocco.

Durch das Inferno hindurch gab Senarmont seinen Geschützbesatzungen ein bewundernswertes Beispiel an Gelassenheit. Trotzdem beorderte er sie wieder nach vorne.  Sie rückten nach und nach bis auf 120 Meter vor. Zufrieden befahl Senarmont Halt, und die Kanoniere eröffneten erneut das Feuer. Sie gingen schnell zum Schnellfeuer über und begannen, das russische Zentrum zu vernichten, denn auf diese Entfernung konnten sie nicht daneben schießen. Außerhalb der Reichweite der russischen Musketen sprengten die Kanoniere das Zentrum der russischen Linie, wobei sie in fünfundzwanzig Minuten 4.000 Mann von ihnen ausschalteten. Zurück im Wald von Sortlack trieb Ney seine beiden Divisionen fluchend zurück in die Formation und führte sie „wie ein Hauptmann von Grenadieren“ (s.o.) zum Angriff zurück. Die Artillerie seines Korps ging rasch gegen die russischen Batterien auf der anderen Seite des Flusses vor und gab den erschöpften Kompanien von Senarmont die dringend benötigte Unterstützung. Andere französische Artillerieeinheiten schlossen sich an und bauten rasch eine artilleristische Überlegenheit auf und brachten die russischen Geschütze zum Schweigen.

General Alexandre Antoine Hureau de Senarmont.

General Latour-Maubourg’s Kavallerie rückte erneut vor und griff die lästige russische Kavallerie an, die er schnell besiegte. Dupont holte Senarmont ein, als die russische kaiserliche Garde einen Gegenangriff startete. Dupont führte seine Infanterie gegen die russische Garde-Infanterie und besiegte sie in einem wilden Bajonettkampf, wobei die kleinere, erfahrenere französische Infanterie ihre Gegner mit tödlichen Stößen nach oben tötete. Die Russen flüchteten zu den Brücken und in die relative Sicherheit von Friedland.

Die Kavallerie der russischen Garde versuchte, Senarmont zum Schweigen zu bringen. Als sie gegen Senarmonts linke Flanke vorrückten, hatten sie die Chance, die französischen Geschütze zum Schweigen zu bringen. Der schlagfertige Senarmont sah die drohende Gefahr und gab sofort den Befehl „Flankenangriff“. Die Trompeter ließen den Ruf in der Geschützlinie widerhallen. Die erschöpften Besatzungen schwenkten die Geschütze nach rechts und richteten die Mündungen auf die heranstürmenden Reiter. Die Hände der Geschützführer gingen in die Luft, als ihre Geschütze mit Kanistern geladen wurden. Die Trompeten bliesen, die Russen brachen mit Gebrüll in den Angriff ein, und die französischen Kompaniechefs brüllten „FEU!“. Die Besatzung manövrierte die Geschütze zurück in die Batterie, die Geschützführer legten die Rohre wieder an, während sie die Rohre auswischten und eine weitere Patrone einschlugen, während wachsame Kanoniere die Entlüftungsöffnungen der Rohre mit dem Daumen bedienten, um eine versehentliche Entladung zu verhindern. Schnell wurden die Waffen wieder erhoben und der Befehl „FEU!“ wurde erneut gebrüllt. Die Geschütze dröhnten erneut, prallten zurück und wurden wieder ausgerichtet. Die  Kanoniere luden nach, um auf den nächsten Befehl zu warten.  Als „Feuer einstellen“ ertönte  und als sich der Rauch lichtete, sahen die Kanoniere die  Trümmer, die sie verursacht hatten. Die ausgewählten Kavalleristen des Zaren waren buchstäblich vom Schlachtfeld gefegt worden. Wieder einmal würden die Witwen von St. Petersburg weinen. 

Die Infanterie von Dupont dringt auf Friedland und die russischen Brücken vor und nutzt ihren Vorteil. Senarmont schickt sechs Geschütze, um Duponts weiteren Vormarsch zu begleiten, während die Hauptbatterie andere französische Infanterie unterstützt, die sich dem allgemeinen Vormarsch angeschlossen hat. Senarmont brachte seine Kompanien erneut nach vorne, so dass seine Geschütze die Straßen von Friedland buchstäblich leerfegen konnten. Wiederholte russische Versuche, sich neu zu formieren, wurden durch das präzise Artilleriefeuer zunichte gemacht. Die Armee von Benningsen brach schnell zusammen, die Russen wurden entweder getötet oder ertranken im Fluss.

Die Kanoniere von Senarmont hatten 50 % Verluste erlitten, aber der innovative Einsatz der Artillerie war der entscheidende Faktor auf dem Schlachtfeld gewesen. Senarmont war einer der besten Artilleristen, die die Grande Armée hervorgebracht hat. Als taktischer Innovator und hervorragender Kampfführer revolutionierte seine Leistung den Einsatz der Artillerie auf dem Schlachtfeld für die nächsten fünfzig Jahre bis zur Einführung der gezogenen Artillerie. Die neue Taktik zeigte, dass mit der Artillerie auf dem Schlachtfeld entscheidende Erfolge erzielt werden konnten. Die französische Artillerie wurde in der Folgezeit wiederholt eingesetzt, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen.


Die Situation um 18:00 Uhr. Der linke Flügel der Russen ist vernichtet. Die Reste flüchten durch Friedland über die Alle zu kommen.

Nördlich des Mühlenbaches startete General Gorchakov mit seinen vier Divisionen am rechten Flügel einen Angriff, in der Hoffnung, den Druck auf Bagrations Männer zu verringern. Gorchakovs Männer wurden von Lannes und Mortiers Korps sowie Grouchys Kavallerie bekämpft und konnten keine Fortschritte machen. Napoleon entsandte auch einen Teil der Garde in diesen Kampf, um sicherzustellen, dass die Russen nicht zu früh zurückzogen.

Um 19.30 Uhr war die französische Rechte so weit vorgerückt, dass die russische Artillerie auf die Stadt Friedland schießen musste. Dadurch kam es zu Bränden, die sich auf die Brücken ausbreiteten und die Russen am linken Ufer festhielten. Neys Männer kämpften sich gegen 20 Uhr in die Stadt vor, und eine große Anzahl Russen ertranken beim Versuch, über den Fluss zu schwimmen. Bennigsen schickte die russische Kaisergarde in die Schlacht bei Friedland, jedoch ohne Erfolg. Dies erregte die Aufmerksamkeit mehrerer französischer Schriftsteller, die sich über die Größe der russischen Gardisten äußerten.

Inzwischen erkannte Gortschakow, dass seine Rückzugslinie gefährdet war. Er schickte zwei Divisionen, um Friedland zurückzuerobern, und es gelang ihnen, den östlichen Teil der Stadt zu erobern. Sie stellten jedoch fest, dass die Pontonbrücke in diesem Bereich in Flammen stand.

Die Situation um 19:00 Uhr. Die Russen befinden sich auf der gesamten Linie auf dem Rückzug.
 

Die Russen wurden durch die Entdeckung einer Furt bei Kloschenen, flussabwärts von Friedland, vor der völligen Katastrophe bewahrt. Dieser war für die Artillerie gerade noch passierbar und die Russen konnten mit den entweichenden Geschützen das rechte Flussufer säumen. Die 40 Kavalleriegeschwader von Genral Grouchy und General d’Espagne wurden geschickt, um die Russen an der Flucht zu hindern, machten jedoch keinen großen Eindruck. Viele bemerkten Murats Abwesenheit, und man ging allgemein davon aus, dass er die Flucht der Russen nicht zugelassen hätte. Gegen 23:00 Uhr ließen die Kämpfe schließlich nach.

Nachwirkungen

Obwohl es Napoleon nicht ganz gelungen war, die russische Armee zu vernichten, hatte er einen großen Sieg errungen. Die Franzosen verloren rund 8.000 Mann, die Russen rund 20.000 Tote und Verwundete. Dies war wahrscheinlich etwa ein Drittel der russischen Armee, und die Nachricht überzeugte Zar Alexander davon, dass er Frieden suchen musste.

Die Franzosen überquerten die Alle am 15. Juni bei Friedland, nachdem sie die Hauptflussbrücke repariert hatten. Königsberg fiel am 16. Juni und am 19. Juni hatte Murats Kavallerie den Njemen bei Tilsit erreicht. Am selben Tag traf ein Gesandter des Zaren im Hauptquartier Napoleons ein und es wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Dies trat am 23. Juni in Kraft.

Friedland war ein großer französischer Sieg, aber es war nicht einer der besten Napoleons. Er hatte Glück, dass die Russen nicht aggressiver vorgegangen waren, als Lannes allein dastand, und ein großer Teil seiner Armee nahm nie an der Schlacht teil, da sie nach Norden nach Königsberg geschickt wurden. Bennigsen selber hatte einen großen Anteil am französischen Sieg, indem er sich entschied, auf solch schrecklichem Boden zu kämpfen.

Quellen:

http://obscurebattles.blogspot.com/2018/03/friedland-1807.html

http://www.historyofwar.org/articles/battles_friedland.html

http://www.napoleon-series.org/military/battles/Friedland/c_FriedlandFrenchOOB.html

https://www.napoleon-series.org/military/battles/c_senarmont.html

 

 

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8ème Régiment de Ligne – Toujours en avant! (Immer vorwärts!)