Vor genau 200 Jahren, am 7. Juli 1813, war Lübeck bereits sieben Jahre von den Franzosen besetzt. Der Lübecker Knochenhauer Jürgen Paul Prahl wurde an diesem Tag in den Wallanlagen hingerichtet. Ihm wurde Anstiftung zur Aufruhr vorgeworfen. An seinem Denkmal gedachte am Sonntag sein Nachfahre Ortwin Prahl mit Freunden an die Geschichte.
Ortwin Prahl hat bereits im Frühjahr ein neues Schild anfertigen lassen, das auf das Denkmal und Prahl-Wall hinweist. Dafür hat er rund 1000 Euro aus eigener Tasche bezahlt. Zusammen mit seinem Freund Thomas Helwig möchte er noch ein zweites Schild finanzieren, dass aus Richtung Krähenteich auf den Gedenkstein aufmerksam macht.
Begleitet wurde die Kranzniederlegung am Sonntag von den Darstellern der 8ème, einer kleinen Truppe, die sich auf das Nachstellen der napoleonischen Kriege spezialisiert hat – und die gerne noch neue Mitglieder begrüßt. Infos dazu gibt es unter www.8eme.de
Die Geschichte des Knochenhauers Jürgen Paul Prahl
1813 war das letzte Jahr der Franzosenzeit, die für die Lübecker Bevölkerung schwere Lasten mit sich brachte. Im Rathaus regierte nicht mehr der Herr Bürgermeister, sondern Monsieur le Maire. Lübeck, im November 1806 von französischen Truppen eingenommen, gehörte für ein paar Jahre offiziell zum französischen Kaiserreich.
Am Morgen des 5. Juli 1813 hatte der französische Major Abadie seine Soldaten auf der Nordseite des Marktes zur Inspektion aufmarschieren lassen. Natürlich fanden sich dann immer Schaulustige ein. Unter ihnen befand sich an jenem Tag der Lübecker Knochenhauer, das heißt der Schlachtermeister Jürgen Paul Prahl. Angeblich hatte er nur über einen Befehl des Majors gelacht. Nach anderen Berichten war es zu einer Handgreiflichkeit zwischen Abadie und Prahl gekommen. Auf jeden Fall wurde Prahl verhaftet und wegen Anstiftung zum Aufruhr angeklagt. Er wurde im Schnellverfahren zum Tode verurteilt und zwei Tage nach der „Tat“, am 7. Juli 1813, in den Wallanlagen standrechtlich erschossen.
Die Bürger waren entsetzt. Die Frau des Schlachtermeisters war mit ihren vier Kindern aufs Rathaus geeilt und flehte auf Knien um Gnade. Man sagte ihr, sie könne den Leichnam haben und begraben lassen. So geschah es. Jürgen Paul Prahl wurde auf dem St. Annen-Friedhof (den es nicht mehr gibt) bestattet. Im Dezember 1813 ging die Franzosenzeit zu Ende. Der Vorfall aber war nicht vergessen. Die Ämter, dass heißt die Handwerkerzünfte, sammelten Geld für ein Denkmal. Joseph Christian Lillie, der aus Kopenhagen nach Lübeck eingewanderte Architekt, von dem übrigens auch die Lindesche Villa, das heutige Standesamt, in der Ratzeburger Allee stammt, schuf den Entwurf. Ausgeführt wurde er vom Bildhauer George Pieter Remé. Exakt sieben Jahre nach der Erschießung des Schlachtermeisters, am 7. Juli 1820, wurde das Denkmal eingeweiht. Es stand während der ersten Jahrzehnte etwas weiter Richtung Wasser. Beim Bau des Elbe-Lübeck-Kanal erhielt es 1898 den jetzigen Standort.
Vor 200 Jahren wurde in den Wallanlagen der Lübecker Jürgen Paul Prahl hingerichtet. Fotos: JW
Quelle : HL-live.de