Ein besonders dunkler Schatten während des Halbinselkrieges warf die Behandlung der französischen Kriegsgefangenen auf Spanien.
Das Los der französischen Kriegsgefangenen während des iberischen Halbinselkrieges kann nicht besser beschrieben werden als auf der Homepage http://www.kriegsreisende.de/absolutismus/cabrera.htm, die wir mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dr. Frank Westermann hier veröffentlichen dürfen. An dieser Stelle möchten wir auf die sehr interessante Homepage www.kriegsreisende.de hinweisen.
„Die Situation der napoleonischen Truppen in Spanien wurde vorwiegend vom grausamen Kleinkrieg (das Wort „Guerilla“ ist dort entstanden) gegen die Partisanen bestimmt, dem Schutz der langen Transportwege und der Kontrolle des ausgedehnten Landes. Gefangene wurden dabei eher selten gemacht. Die einzige bedeutende Ausnahme war die Schlacht bei Bailén, wo im Juli 1808 ein ganzes französisches Armeekorps kapitulierte.
Die anfangs gegen England verbündeten Spanier hatten sich gegen die französische Vorherrschaft erhoben, nachdem Napoleon seinen Bruder zum spanischen König gemacht hatte. Die Aufstände in Madrid und im Norden waren schnell niedergeschlagen worden. General Dupont sollte dann mit einem Korps den Süden unterwerfen, wo bislang keine französischen Truppen gestanden hatten. Dupont konnte zwar zuerst noch Cordoba plündern, doch dann zeigte sich schnell, dass seine Kräfte zur Kontrolle des weiten Landes absolut unzureichend waren. Von seinen Nachschublinien abgeschnitten, wollte er sich langsam nach Norden zurückziehen, was die Spanier dann bei Bailén verhinderten. Alle Versuche die feindlichen Stellungen zu durchbrechen mussten nach schweren Verlusten aufgegeben werden. Eingekesselt und knapp an Wasser und Lebensmitteln sah Dupont schließlich keine andere Alternative mehr, als sich mit seinem ganzen Korps zu ergeben.“
Nach neuesten Erkenntnissen war auch ein Teil der 8ème in einem der provisorisch zusammengefügten Bataillone im Armeekorps Dupont´s. Dies wird durch den Fund des Soldaten Pierre Dubois untermauert, der bei Bailén ebenfalls in Gefangenschaft geriet. Dubois war Soldat bei der 8ème und ist am 8. Juni 1813 auf der Gefangeneninsel Cabrera verstorben. Dazu später mehr.
„Ungefähr 18.000 Mann kamen so in Gefangenschaft, allerdings waren die Bedingungen ausgesprochen günstig. Die französischen Truppen sollten nach ihrer Entwaffnung bald möglichst per Schiff nach Frankreich repatriiert werden. Gegen diese Vereinbarung erhob jedoch Großbritanniens wichtigster Verbündeter, nämlich Spanien, vehement Einspruch. Als sich anschließend die militärische Lage für Spanien zunehmend verschlechterte, war auch hier die regierende Junta nicht mehr bereit Napoleon seine Soldaten einfach so zurückzugeben.
Obwohl es bei den Kapitulationsverhandlungen der Offiziere noch geradezu ritterlich zugegangen war, folgte das Martyrium der Soldaten praktisch auf dem Fuß. Der Elsässer Philipp Schwein, der in einem französischen Linienregiment in Gefangenschaft geraten war, schreibt, dass sofort nach der Abgabe der Waffen spanische Soldaten damit begannen französische Soldaten zu ermorden oder langsam zu Tode zu quälen. Anschließend wurden die Gefangenen im Triumphzug durch Cordoba getrieben, wo sie selbst noch kurz zuvor aufs grausamste gehaust hatten. Einzelne Soldaten wurden von der fanatischen Menge aus der Kolonne gezerrt und förmlich in Stücke gerissen. Auch beim folgenden langen Marsch nach Cádiz wurden Nachzügler und Verletzte erbarmungslos von der aufgebrachten Bevölkerung ermordet.
Bei Cádiz wurden die Gefangenen dann zum Teil in Festungskasematten untergebracht. Da dort aber für diese Masse nicht genug Platz war, kam der Großteil auf sogenannte Blockschiffe, die berüchtigten „Pontons von Cádiz“, große ausrangierte Kriegsschiffe, die ohne Masten und Takelage in der Bucht verankert waren. Waren die Kasematten schon üble Löcher, so wurden sie doch durch die Blockschiffe um ein Vielfaches übertroffen. Auf jedem waren zwischen 1.200 und 1.500 Mann zusammengepfercht. Unter Deck war alles feucht und voll von schwarzem, stinkenden Schlamm. Alles war voller Ungeziefer, es gab kaum ausreichend Luft zum Atmen und tagsüber herrschte eine furchtbare unerträgliche Hitze. Schnell verbreiteten sich Krankheiten wie Ruhr, Typhus, Skorbut, dazu kamen Entzündungen, Rheuma und vieles mehr. Die äußerst knappe Nahrung bestand aus schimmeligem Biskuit, verdorbenem Fleisch, ein paar Bohnen und ranzigem Fett. Diese Umstände forderten ihre Opfer; 15-20 Gefangene starben täglich. Oft blieben die Leichen tagelang an Bord, bis sie endlich abgeholt wurden.
Die Wachmannschaften bestanden zu guten Teilen aus ehemaligen Galeerensträflingen, die sich an den „Franzosen“ für erduldete Leiden revanchieren und dabei auch gleich noch ihren Patriotismus unter Beweis stellen konnten. Wie allzu oft unter solchen Bedingungen fanden sich die schlimmsten Ausbeuter und Sadisten unter den Gefangenen selbst. Da das Glücksspiel die einzige Abwechslung in dem stupiden Dahindämmern bot, wurde jeden Abend gespielt. Diejenigen, die ausreichend Erfahrung oder das nötige Kleingeld hatten, dominierten bald als Bankhalter das Geschäft und nahmen den anderen buchstäblich das letzte Hemd ab.
Die Verlierer wurden völlig erniedrigt, mussten alle möglichen Dienste verrichten und in letzten Löchern schlafen. Dabei konnte es natürlich nicht ausbleiben, dass die Stärksten nun mit Gewalt ihren Anteil am Kuchen einforderten. Ein Franzose schreibt dazu: „Der Fechtmeister, die sich verbündeten und behaupteten, dass ihnen allein das Recht zustünde, Bank zu halten.“ Die Bankhalter mussten daraufhin Schutzgeld bezahlen und pressten gemeinsam mit den Schlägern die anderen Gefangenen aus. Schließlich nahm die Ausbeutung so zu, dass die Gefangenen dagegen rebellierten und zwei der Schlimmsten mit Steinen halb totschlugen, wonach die Lage etwas besser wurde.
Doch der Aufenthalt auf den Pontons war nur von relativ kurzer Dauer. Als sich das Kriegsglück wendete und Napoleons Truppen wieder erfolgreich nach Süden vorstießen, beschloss man einen Großteil der Gefangenen auf die sicheren Balearen zu bringen. Da sich aber die dortigen Behörden nicht mit so einer großen Anzahl Gefangener belasten wollten, möglicherweise auch einen Aufstand befürchteten, wurden sie nicht auf den größeren Inseln untergebracht, sondern auf das unbewohnte Cabrera transportiert.
Der Transport nach Cabrera wurde auch deshalb notwendig, da 1810 ein Ausbruchversuch von den Gefangenen aus einigen Pontons unternommen wurde, als die französische Armee unter Marschall Victor die Gegend um die Stadt Cádiz erreichte.
Einigen Häftlingen ist dabei die Flucht aus diesem Martyrium geglückt. Cabrera ist eine karstige Felseninsel mit einer Fläche von etwa 16 Quadratkilometern, auf der kaum etwas Größeres wächst als Sträucher und Büsche. Da an Flucht nicht zu denken war, wurden die Gefangenen an Land gesetzt und sich weitgehend selbst überlassen. Lediglich alle vier Tage – wenn es das Wetter erlaubte – kam das „Brotschiff“ vom nahe gelegenen Mallorca und brachte Lebensmittel. Theoretisch sollte jeder für vier Tage sechs Pfund Brot, zwei Pfund Ackerbohnen (Favas) und einen Löffel Öl erhalten. Allerdings wurde bereits bei der Anlieferung betrogen, sodass meistens wesentlich weniger ankam. Diejenigen Gefangenen, die die Verteilung der Lebensmittel kontrollierten, zweigten natürlich auch noch einmal gut für ihren Bedarf ab. Damit konnten sie sogar eine schlagkräftige Truppe von Leibwächtern unterhalten, sodass jeder Protest sinnlos war.
Mehr noch als in fast allen Gefangenenlagern war das Essen das fundamentale Problem. Manche verschlangen sofort nach der Ausgabe ihre gesamte Ration und litten dann tagelang Hunger. Andere versuchten zu fischen oder zu „jagen“ – Eidechsen und Ratten standen hoch im Kurs. Einige verfügten über Geld und konnten damit ihre Rationen aufbessern und sogar andere für sich arbeiten lassen. Natürlich waren auch gut erhaltene Uniformstücke oder andere Ausrüstungsgegenstände einiges wert.
Bei dem allgegenwärtigen Klein- und Tauschhandel war eine Fava die kleinste Währung; eine Ratte war für 25 zu haben. Deshalb versuchten viele, mit allen möglichen handwerklichen Tätigkeiten zu ein wenig Geld zu kommen. Aus Buchsbaumholz schnitzten sie Löffel und kleine Dosen, aus den Knochen ihrer toten Kameraden Knöpfe, sie flochten Körbe, sammelten Salz und bearbeiteten angeliefertes Leder. Für die Abnahme sorgte die Besatzung des Brotschiffes, die nebenher einen regelrechten Laden mit Knoblauch, Zwiebeln, Reis, Speck, Töpfen und natürlich Wein und Tabak unterhielt – selbstverständlich zu exorbitanten Preisen. Die verbreiteteste Tätigkeit war jedoch der Gartenbau. Die meisten Soldaten bearbeiteten in kleinen Gruppen einen Garten, in dem sie vor allem Gemüse und Bohnen anbauten. Das Problem war dabei jedoch das relativ knappe Trinkwasser, sodass im Sommer nichts gepflanzt werden konnte. Außerdem lieferte der karge Boden nur spärliche Erträge, die zudem von Jahr zu Jahr geringer ausfielen.
Gleich nach der Produktion von Lebensmitteln war der Bau einer Hütte die wichtigste Aufgabe. Auch hier taten sich normalerweise einige Soldaten zusammen und errichteten kleinere Hütten. Das Klima auf Cabrera ist zwar relativ angenehm, dennoch kann es im Winter empfindlich kalt werden – es kann sogar schneien – und im Sommer benötigt man Schutz vor der Sonne. Da die spanischen Behörden weder Baracken gebaut noch Baumaterial geliefert hatten, mussten sich die Gefangenen mit Feldsteinen, Treibholz und Buschwerk selbst behelfen. Es war eine äußerst mühselige Arbeit, und die Plätze in den erbärmlichen Hütten wurden teuer verkauft, wenn einer der Anteilseigner starb.
Abgesehen von einigen wenigen, die über ausreichend Geld verfügten oder es sich irgendwie beschaffen konnten, reichten bei den Allermeisten die mageren Erträge der Gärtchen oder der Heimarbeit nur selten aus um sich ausreichend zu ernähren. Besonders schlimm wurde es, wenn jemand krank oder einfach ein Opfer der allgemein verbreiteten Depressionen wurde.
Wer in diesem Fall keine Kameraden hatte, die sich um ihn kümmerten, dem war der Tod sicher. Tausende starben, vorwiegend am Hunger. Wie schlimm die Situation war, wird durch einzelne Berichte über Kannibalismus an Leichen unterstrichen.
Es gehörte sicher eine gehörige Portion Selbstdisziplin dazu, sich in dieser desolaten Situation nicht komplett gehen zu lassen, sich seine kargen Rationen einzuteilen, den Garten zu pflegen und möglichst noch anderen Tätigkeiten nachzugehen.
Nicht alle konnten diese Energie aufbringen. Einige hundert konnten sich offenbar nicht dazu aufraffen eine Hütte zu bauen, sie lebten in einer großen Höhle. Die meisten waren komplett nackt, da sie alle Uniformstücke versetzt hatten. Die anderen nannten diese schmutzigen, bärtigen fast zum Skelett abgemagerten Gestalten „Tartaren“. Meistens kauerten sie in ihrer Höhle apathisch um ein kleines Feuer. Nachts versuchten sie manchmal, bei den anderen etwas Essbares zu stehlen. Denjenigen die erwischt wurden, schnitt man beim ersten Mal die Ohren ab, beim zweiten Mal wurden sie getötet.
Einer der aus heutiger Sicht seltsamsten Aspekte des Lebens auf Cabrera war sicher die Anwesenheit von Frauen. Zwar waren Frauen in allen Armeen, Garnisonen und eben auch Gefangenenlagern präsent, dennoch rücken sie durch das Elend und die Tristesse auf Cabrera in ein ganz besonderes Licht. Insgesamt sollen 21 Frauen auf Cabrera gewesen sein. Alle waren als Marketenderinnen, so genannte „Vivandières“, mit Duponts Korps bei Bailén in Gefangenschaft geraten. Natürlich waren sie als Frauen davon persönlich nicht betroffen, und die meisten Vivandières werden wieder nach Madrid gezogen sein. Diese 21 jedoch waren ihren Männern treu auf die Pontons nach Cádiz gefolgt und dann weiter nach Cabrera.
Die meisten waren Französinnen aber es gab auch mindestens zwei Deutsche, eine Polin und eine Spanierin. Auf Cabrera widmeten sich fast alle zumindest gelegentlich der Prostitution, einige freiwillig, andere wurden von ihren Männern dazu angehalten. Dadurch verschafften sie sich das notwendige Kapital, um einen Weinhandel oder gar so etwas wie eine „Kantine“ aufzuziehen, deren Popularität natürlich auch von der Attraktivität der Wirtin abhing. So verdiente die alte Marie zwar auch etwas als Prostituierte und als Branntweinhändlerin, endete aber als Wäscherin. Die junge und hübsche „la Jacquette“ – so genannt nach ihrem Mann dem Artilleristen Jaquette, dagegen machte wesentlich bessere Geschäfte. Als die schönste galt allerdings Angélique. Nachdem sie ihren Mann bereits auf den Pontons verloren hatte, lebte sie mit einem Sergeanten zusammen, der über Geld verfügte und einen Weinhandel hatte. Auf Cabrera betrieb sie die populärste Kantine das „Palais Royal“. Schließlich verkaufte sie der Sergeant aber für 300 Francs cash und 3.000 weitere später zahlbar in Frankreich an Baron de Schaumburg, der sich unsterblich in sie verliebt hatte.
Solche „Kapitalisten“, wie die Chronisten sie nennen, waren aber äußerst seltene Ausnahmen. Die große Masse lebte wie gesagt am Rande des Hungertodes, und alle Neuankömmlinge berichten schockiert von den halb nackten, abgezehrten Gestalten, die mit ihren langen Bärten die Insel bevölkerten. Napoleon hatte sie abgeschrieben und dachte nicht daran, auch nur ein Kriegsschiff für ihre Befreiung zu riskieren. Weitgehend vergessen waren sie für die restliche Welt lediglich noch unter einem Aspekt interessant: als potenzielle Rekruten.
Besonders empfänglich für die Werber waren natürlich die Ausländer und „Beutefranzosen“, die teilweise sogar in regulären französischen Einheiten dienten. So hatte Napoleon erst kurz zuvor Frankreichs Grenzen bis zum Rhein ausgedehnt, wodurch viele Deutsche und Niederländer in französischen Linienregimentern als Konskribierte dienen mussten. Dazu kamen die Ausländer, die die Franzosen unter ihren eigenen Gefangenen rekrutiert hatten und schließlich noch die Verbündeten und Söldner. So hatten zu Duponts Korps auch zwei Schweizerregimenter gehört, die vorher in spanischen Diensten gestanden hatten und dann in Madrid mit leichtem Zwang und Versprechungen ins französische Heer eingegliedert worden waren. Dazu kamen Deutsche verschiedenster Herkunft, Polen und Italiener. Als die Kämpfe in Katalonien später wieder aufflammten, kamen neue Gefangene nach Cabrera, darunter Rheinbundtruppen, Nassauer und Anhalter.
Auf spanischer Seite stellten Schweizer und Wallonische Garden zwar die besten Truppen, da aber beide schon seit einiger Zeit keinen Nachschub mehr aus der Heimat erhielten, waren sie längst dazu übergegangen, für den notwendigen Ersatz Kriegsgefangene zu rekrutieren. Der Elsässer Schwein, der die Schweizerregimenter in Madrid sah, nannte sie „deutsche Regimenter“, da sie zum Großteil aus preußischen und österreichischen Gefangenen bestanden, die die Spanier vorher in französischen Lagern gekauft hatten, als beide Nationen noch verbündet waren.
In der Schlacht bei Bailén gingen dann viele französische „Schweizer“ zu den Schweizerregimentern in spanischen Diensten über. Doch damit war der Personalbedarf dieser alten Söldnerregimenter natürlich noch lange nicht gedeckt. Die ersten Werber erschienen deshalb bereits auf den Pontons von Cádiz, hatten aber keinen Erfolg, da die Gefangenen wegen der schlechten Behandlung sehr antispanisch eingestellt waren und sich wahrscheinlich auch noch Hoffnungen auf eine baldige Befreiung machten. Auf Cabrera stellten sich dann immer wieder englische und spanische Werber ein und versprachen reichlich Essen und guten Sold. Während sie jedoch bei den echten Franzosen relativ geringen Erfolg hatten, waren Napoleons Alliierte da wesentlich offener.
Einer der besten Werber war anscheinend ein österreichischer Baron von Alberti, der 1811 als spanischer Rittmeister Landsleute für neue Regimenter rekrutiere. Von einer Kompanie Anhalter, die ein paar Monate zuvor bei Tarragona kapituliert hatte, konnte er gleich einen guten Teil anwerben. Nach ein paar Monaten kehrte er dann mit einigen, nun spanische Soldaten, zurück. Als die Zurückgebliebenen ihre ehemaligen Leidensgenossen gut gekleidet und genährt erblickten und diese ihnen auch noch den spanischen Dienst in den schönsten Farben schilderten, ließ sich fast der ganze Rest anwerben.
Der Elsässer Schwein war da wesentlich hartnäckiger. Er blieb selbst dann, noch als ein guter Teil seiner ehemaligen Kameraden sich hatte anwerben lassen. Erst nach drei Jahren nahm er schließlich Dienst bei den Briten, da er gegen die Spanier immer noch starke Ressentiments hatte. Er wurde einem auf Sizilien stationierten Bataillon der Königlich Deutschen Legion zugeteilt und verbrachte dort eine relativ ruhige Zeit bis Kriegsende.
Die restlichen Gefangenen wurden erst 1814 nach Kriegsende nach Frankreich zurückgebracht. Da bezüglich der Gefangenen keine ausführlichen Dokumente existieren, ist man auf teilweise recht grobe Schätzungen angewiesen. Während Briten und Spanier die Tragödie logischerweise herunterspielen, kommen französische Historiker auf wesentlich höhere Zahlen. Wahrscheinlich hatte man etwa 12.000 Gefangene auf die Insel gebracht, von denen knapp über 4.000 nach Frankreich zurückkehrten. Der Rest war elend umgekommen, bis auf diejenigen, die sich in alter Söldnermanier vom Gegner hatten anwerben lassen. Wie viele es waren, weiß natürlich auch niemand genau, will wahrscheinlich auch niemand wissen. In manchen modernen Texten werden sie immer noch als „Verräter“ bezeichnet; wahrscheinlich hätten sie Napoleon bis zum Hungertod die Treue halten sollen.
Die Offiziere hatten die Gefangenschaft übrigens unter wesentlich angenehmeren Bedingungen in England überstanden, und General Dupont durfte sogar wie vereinbart bald nach Bailén nach Frankreich zurückkehren. Dort fiel er zwar bei Napoleon in Ungnade und kam in Haft, weshalb er dann aber bei der Restauration schnell Karriere machte und sogar Kriegsminister wurde. In dieser Funktion wollte er die unglücklichen Heimkehrer von Cabrera, an deren Schicksal er ja neben Napoleon der Hauptschuldige war, ins Exil nach Korsika schicken, was nur durch die Bevölkerung Marseilles verhindert wurde.“
Quelle: www.kriegsreisende.de
Seit der Gedenkfeier im Jahre 2005 zur Seeschlacht von Trafalgar erinnert man sich auch in Spanien wieder an die Napoleonische Zeit und an das furchtbare Los der napoleonischen Soldaten auf den Gefangenenschiffen vor Cádiz und der Deportation auf die Felseninsel Cabrera. Mittlerweile werden auch vor Ort Nachforschungen bereits betrieben, um mehr über die Namen und Schicksale der Gefangenen in Erfahrung zu bringen.
Zumindest ein Name ist uns mittlerweile durch die unermüdlichen Nachforschungen durch unseren lieben Freund Herrn Hans-Dieter Zemke bekannt. Nämlich der Name von Pierre Dubois , der im Jahre 1779 in Varennes geboren wurde und am 8. Juni 1813 auf Cabrera verstarb.