Vor einiger Zeit stieß unser Freund Hans-Dieter Zemke in Sanlucar de Barrameda bei der Bodega Hidalgo La Gitana auf die folgenden englischen Zeilen:
„The name Napoleon is inspired by the fact that during the Peninsular War (1807-1814), Hidalgo provided wine to the French army under the emperor’s name. However they didn’t chose the French side: at the same time they sold wine with a Wellington label to the British forces.“
Frei übersetzt heißt es:
„In der Zeit der Besetzung Spaniens durch die Franzosen unter Napoleon (1808-1814) hat das Unternehmen Hidalgo mit Ihrer „Bodega La Gitana“ in Sanlucar de Barrameda (Provinz Cadiz) den Sherrywein „Amontillado“ an die französischen Offiziere mit dem Namen des Kaisers „NAPOLEON“ und bemerkenswerterweise zur gleichen Zeit auch an die britischen Offiziere unter dem Namen ihres Kommandeurs „WELLINGTON“ verkauft. Die Marken „NAPOLEON“ und „WELLINGTON“ werden heute noch geführt.
Nun muss man zunächst wissen, dass es sich bei Sherry um einen spanischen, verstärkten Weißwein aus der Provinz Andalusien handelt, der einem speziellen Reifeprozess unterzogen wird. Der Begriff „Sherry” rührt vom maurischen Namen Sherish (phönizisch Cera, Lateinisch Ceret) für den heutigen Ort Jerez de la Frontera her. Sherry wurde im 18. und 19. Jahrhundert durch englische Handelshäuser weltweit bekannt gemacht.
Was hat aber der „Amontillado“ mit der 8ème zu tun? Nun, die Offiziere des 8. Regiments de Ligne tranken in Sanlucar de Barrameda und während der Belagerung von Cadiz 1810 – 1812 den Amontillado „NAPOLEON“ in der Bodega La Gitana. Schließlich war die 8ème im Rahmen der Besetzung Andalusiens und der Belagerung von Cadiz in den Jahren 1810 bis 1812 in Sanlucar stationiert. Darüber hinaus war der Colonel Jean Francois Etienne Autie ab Mai 1810 französischer Platzkommandant im Orte selbst. Somit können wir aufgrund der Quellenlage vermuten, dass die Offiziere der 8ème, unter anderem auch der Bataillonschef Vigo-Roussillion, den „Amontillado“ und „Manzanilla“ konsumierten.
1811 wurden von den französischen Kommandeure alleine in Sanlucar de Barrameda 500 „Botas“ (Weinfässer) Sherrywein für die französische Armee gefordert. Eine „Bota“ beinhaltet 500 Liter Sherrywein ! ((Quelle: Narciso Climent Buzón, katholischer Pfarrer und Historiker http://www.narcisocliment.es/gentes.php?_pagi_pg=23)
Es lässt sich auch mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass wohl auch Offiziere anderer Regimenter den „Amontillado“ bezogen:
- Bataillon Sappeure
116ème Regiment de ligne
27ème Regiment légère
Teile vom 1. Artillerie-Regiment zu Fuß
2ème Regiment Dragoner
94ème Regiment de ligne
51ème Regiment de ligne
4ème Regiment Dragoner
Teile vom 2ème Regiment Train de Artillerie
96ème Regmient de ligne
9ème Regiment légère
45ème Regiment de ligne
Bataillon Marins de la Garde Imperial
95ème Regiment de ligne
8e compagnie d’ouvriers d’artillerie
Dies lässt sich durch den Fund von Jean-Louis Vaubaillon belegen:
VAUBAILLON Jean-Louis
fils de Louis et de Marie CROULBOIS
né le (32 ans) … à VERSAILLES
mort le 30/06/1810 à la caserne de San Lucar (Espagne)
maitre ouvrier à la 8e compagnie d’ouvriers d’artillerie
E-C 1810 R. Barreau
1er équipage de flotille
Dies lässt sich durch den Fund von Pierre Castaing belegen:
CASTAING Pierre
fils de André et de Marie DUBERNET
né le 17/11/1789 à LANGON
mort le 13/11/1811 à l’hôpital militaire de San Lucas de Baramada (Espagne) de fièvre matelot de 3ème classe au 1er équipage de flotille (7C)
E-C 1813 R. Barreau
Einige dieser Regimenter kennen wir von der Schlacht von Barrosa/Chiclana, die am 5. März 1811 stattfand: Die Schlacht bei Barrosa/Chiclana Teil 1
Die beiden Amontillado-Sorten reifen in der „Bodega San Francisco“ innerhalb des Geländes der „Bodega Hidalgo La Gitana“. Das Gelände liegt noch an dem Original Gründungsplatz der Bodega.
Innerhalb der Bodega „San Francisco“ reifen noch heute beide Marken in den Linien „Napoleon“ und „Wellington“ friedlich in den teilweise über 215 Jahre alten Eichenfässern.
Bei einem Besuch in der Bodega konnten sich Herr Zemke davon überzeugen, dass diese Eichenfässer, in denen der Sherry gelagert wird, tatsächlich noch existieren, die bis in die Zeit von 1810 bis 1812 reichen.
Eine weitere Bodega befindet sich in der Nähe. Es handelt sich um die Bodega „Sanchez Ayala“. Sie wurde im Jahre 1798 gegründet.
Diese Bodega ist auch heute noch an Ihrem Gründungsort. Sie bietet unter anderem den trockenen Manzanillia an, ebenfalls ein Sherrywein.
Noch vor vielen Jahren gab es in dieser Bodega einen Manzanilla mit dem Namen „IMPERIAL“ (Kaiserlich).
![50617773[1]](https://www.8eme.de/wp-content/uploads/2015/12/506177731-92x300.jpg)
Die Gründungsurkunde nimmt einen Bezug auf den Marques de Arizon. Als nach der Schlacht von Bailen 1808 die französischen Kriegsgefangenen nach Sanlucar kamen, soll der Marquis sich gegenüber den Gefangenen sehr human verhalten haben.
Die Bodega Sanchez Ayala war nicht weit von den beiden französischen Miltärhospitälern im Kloster Capuchinos, Almona und vom Hafen unterhalb der alten Festung Espiritu Santo (existiert heute nicht mehr).
In dieser Festung waren die Franzosen stationiert und in dem Hafen tummelten sich zwischen 1810-1812 Korsarenschiffe. In der Zone La Balsa baute die französische Armee auch die kleineren Kanonenboote (ca. 20) zum Sturm auf das belagerte Cádiz.
Herr Zemke hat auch diese Bodega besucht. Der Blick in das Jahr 1798 war spannend. Als er die Keller besichtigte, schien die Zeit still zu stehen. Alles war so wie vor 217Jahren, die Fässer, der Staub, die Spinnweben, der Wein, die Untersetzer der Fässer. Sogar die Rollspuren der Fässer waren auf dem Boden zu entdecken. Eine traditionsbewusste Bodega, die seit 1798 an derselben Stelle in sich ruht.
Bei den beiden Bodegas hatte man das Gefühl, dass die Offiziere der 8ème und der anderen französischen Regimentern erst vor Kurzen noch vor Ort waren…
Sicherlich wurde aber der Sherry nicht nur von den Offizieren der französischen Armee genossen, sondern auch von den Mannschaften. Ein Gemälde von Louis-Francois Lejeune zeigt, dass zumindest den Vivandieres oder Cantinieres der Sherry nicht unbekannt war:
Auf diesem Gemälde ist die Vivandiere Catherine Baland während der Schlacht von Barrosa/Chiclana zu sehen. In der Hitze der Schlacht lief sie durch die Reihen der Soldaten von der 95ème und gab ihnen zu trinken. Sie feuerte die Männer an mit den Worten: „Meine Tapferen. Trinkt ! Ihr bezahlt mich Morgen!“ Vielleicht war es der Sherry Amontillado „Napoleon“, den sie den Männern der 95ème reichte? Das Gemälde stammt von Louis-Francois Lejeune
Unseren besonderen Dank gilt Herrn Hans-Dieter Zemke, der uns mit seinen Informationen und Bildern ein interessantes Thema näher gebracht hat.
Quelle: http://www.sherrynotes.com/2013/reviews/amontillado/amontillado-napoleon-hidalgo-gitana/
Bodega Hidalgo La Gitana: http://www.lagitana.es/es/
Fotos : Hans-Dieter Zemke http://www.gerionsanlucar.com/CasaArizon.htm
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