Wissenswertes über den spanischen Feldzug von 1807-1813/1814

 

„Spanien ist ein großes Haus –

 Viele gehen hinein und

 Wenige kommen heraus.“ 

 

Dieser kurze aber prägnante Satz eines Schweizers, der in Spanien in der Grande Armee kämpfte, sagt viel über den furchtbaren Krieg in Spanien aus.

Zunächst muss man wissen, dass Spanien vor Beginn des Krieges eine absolute Monarchie war, die von feudalen Strukturen geprägt war. Das Land war vorwiegend landwirtschaftlich geprägt, das heißt, dass auch ein Großteil der Bevölkerung im Agrarbereich arbeitete. Zwei Drittel des Landes waren fest im Besitz des Adels, des Klerus und diverser Militärorden. Aufgrund von Epidemien, Agrarkrisen, zunehmender Inflation und infolgedessen immer kleiner werdender Staatsfinanzen wuchs die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die Anfälligkeit für Krisen. Dies lud Napoleon geradezu ein, seine Machtinteressen auch in Spanien auszuspielen, da Portugal in Partnerschaft mit Großbritannien seine Unabhängigkeit gegenüber Frankreich bewahren und schon gar nicht sich der Kontinentalsperre anschließen wollte.

1808 kam es dann mit der Invasion der Franzosen zu einem Wendepunkt in der spanischen Geschichte. Das Eindringen Napoleons erschütterte das gesamte staatliche Leben und wurde zu einem nationalen Trauma. Der Widerstand gegen die Besetzung ließ nicht lange auf sich warten, denn am 2. Mai 1808 (Dos de Mayo) begann der sogenannte „Unabhängigkeitskrieg“ (1808-1814) mit einem Volksaufstand in Madrid (Quelle: https://core.ac.uk/download/pdf/11583289.pdf)

Der spanische Feldzug der vom 2. Mai 1808 (Begann eigentlich am 22. November 1807 zuerst in Portugal) bis zum 4. Juni 1814 andauerte, war besser bekannt als „Peninsular War“ und findet sich hauptsächlich in der britischen Literatur wieder. Das ist natürlich nicht verwunderlich, da die damaligen alliierten Streitkräfte, bestehend aus Briten, Spaniern, Portugiesen und Kontingenten aus Hannoveranern und Braunschweigern nach zähem Ringen die napoleonischen Truppen besiegten.

Auf der französischen Seite war der spanische Feldzug eher unpopulär. So manche  Niederlage und die militärische Unfähigkeit, den Feind zu schlagen, sorgten dafür, dass bis heute nur wenig über die Geschehnisse aus französischer Sicht (Memoiren von Zeitzeugen) geschrieben wurden. 

Zum Teil liegt das auch daran, dass Napoleon in Spanien nur ein kurzweiliges Intermezzo in Spanien gegeben hatte. Nachdem er mit seiner Grande Armee 1808 in Madrid einmarschiert und die spanische Armee fast vollständig vernichtet war, verblieb nur noch ein britisches Expeditionsheer unter General Moore als ernst zunehmender Gegner übrig. Dieser musste sich anhand der französischen Übermacht jedoch geschlagen geben und nach dem Rückzugsgefecht bei La Coruña am 16. Januar 1809 (Er fiel bei diesem Gefecht) wieder einschiffen.

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Karte über den Einmarsch der 8ème de Ligne nach Spanien im Oktober 1808 und dem Rückzug im Dezember 1813 (Durch eine rote Linie gekennzeichnet). Die wichtigsten Gefechte und Schlachten während des fünfjährigen Ringens sind markiert. Das kleine Bild mit dem Regimentsadler der 8ème zeigt den Verlust desselbigen in der Schlacht von Chiclana/Barrosa am 5. März 1811. Der blaue Pfeil kennzeichnet den Weg von einigen Soldaten der 8ème, die nach der verlorenen Schlacht von Bailén zu den Gefängnisschiffen vor Cadiz gebracht wurden. Nachdem die Franzosen die Stadt 1810 belagerten sind die Gefangenen auf die berüchtigte Insel Carbrera gebracht worden.

Da die Österreicher aber Anfang 1809 mobil machten, sah sich Napoleon gezwungen mit Teilen seiner Armee sofort gen Osten in Richtung Österreich zu marschieren. Den spanischen Kriegsschauplatz überließ er seinem Bruder Joseph, den er zum König von Spanien ernannt hatte und seinen Marschällen. Napoleon sollte nie wieder einen Fuß auf Spanien setzen.

Nun richtete er seinen Fokus, nachdem er die Österreicher in sehr verlustreichen Schlachten besiegt hatte, nach Russland. Der unselige Russlandfeldzug 1812 und die daraus resultierenden Befreiungskriege 1813/1814 mit der Abdankung des Kaisers sind hinlänglich bekannt.

Tschakoblech der 8ème aus der Schlacht von Vitoria 21. Juni 1813

Was aber passierte währenddessen in Spanien? Eine ausführliche Dokumentation mit allen Einzelheiten würde natürlich den Rahmen sprengen.  Tatsache jedoch ist, dass der Krieg in Spanien für die französischen Truppen und ihre Verbündeten sehr verlustreich war.  Insgesamt waren ca. 800.000 Soldaten während des Konflikts in Spanien und Portugal eingesetzt (Wehrpflichtige, Freiwillige und ausländische Kontingente). In Bezug auf die Verluste der französischen Truppen, einschließlich der Todesfälle durch Krankheiten (Krätze, Typhus, Ruhr) , Wunden, Gefangene, die in Gefangenschaft gestorben waren, geht man mittlerweile von einer Zahl zwischen 200.000 und 300.000 Mann aus.  Im Herbst 1810 befanden sich in den französischen Militärhospitälern von Spanien 43.000 Kranke und Verletzte. Täglich starben von diesen Unglücklichen 300 Soldaten. Nach Oberst Schepeler, der in englischen Diensten stand wurden in den Hospitälern von Madrid von Januar 1809 bis Juli 1810 24.000  tote Soldaten und 8.000 nicht mehr einsetzbare Soldaten gezählt (nach Episodos Nacionales,Tomo 5, Juan Martin „Empeconado“, Batalla de los Arapiles, Madrid ISBN 84-407-1453 von Benito Perez Galdos, Seite 105 und Seite 107).

Marbot spricht von 200.000 französischen Truppen und über 60.000 Truppen aus Italien, Polen, den deutschen Rheinbundstaaten und aus der Schweiz. Rein statistisch kehrte somit fast jeder Dritte nicht in sein Heimatland zurück!

Was aber den Krieg in Spanien besonders ausmachte, war die aktive Beteiligung der spanischen Bevölkerung, die sich vehement seit dem 2. Mai 1808 gegen die französische Armee widersetzte.  Dabei entstand eine neue Art der Kriegsführung, nämlich der Guerillakrieg. Partisanen lauerten kleineren  französischen Abteilungen auf. Diese wurden dann rücksichtslos mit grösster Brutalität bekämpft und meist massakriert. Aber auch zu vermeintlich,  friedlichen Anlassen versuchten die Spanier ihren Feind zu vernichten, wie dieses Beispiel von Manuel Barbadillo Rodriguez („Los soldados de Soult (1810-1812), Noticias de la dominacion francesa en Sanlucar de Barrameda, 1950 (?), Seite 157) zeigt:

„Ein Familienvater sah seine Frau und Töchter durch die Anwesenheit einer Gruppe von französischen Soldaten in großer Gefahr. Er ging auf die Gruppe dieser Soldaten zu und bot diesen einige Krüge des guten Weines der Region an.Die Soldaten wurden gut gelaunt und bewunderten die Freigebigkeit des Hausherrn. Nach mehreren Krügen schliefen die Franzosen schließlich ein und der Bauer begann, die Köpfe der französischen Soldaten abzuschneiden“.

Man kann sich gut vorstellen, dass sich die Franzosen nach solchen und anderen Aktionen entsprechend revanchierten. Häufig wurden ganze Dörfer, wo solche Greueltaten passierten, dem Erdboden gleichgemacht und die Bevölkerung drangsaliert. Die Schraube der Gewalt wurde  immer weiter und weiter gedreht. Kein anderer wie der Maler Francisco Goya, hat die Greuel, die auf beiden Seiten verübt wurden, in seinen Werken „Die Schrecken des Krieges“ eindringlicher dargestellt.   

               

Für die 8ème war die Situation mehr als prekär,  als sich das Regiment am 1. Januar 1814 nach dem Rückzug aus Spanien in Biarritz (Frankreich) befand.  Es bestand nur noch aus dem 1. Bataillon. Nach den zahlreichen Rückzugsgefechten wurde das 2. und 3. Bataillon in das 1. Bataillon eingeliedert, damit dieses Bataillon die volle Kampfstärke wieder erhielt. Aus den Briefen des Füsiliers Joseph-Bernard Nouprez an seine Eltern ging hervor, dass seine Kompanie vor der Schlacht von Chiclana am 5. März 1811 aus 113 Mann bestand. Von dieser Kompanie blieben am Ende dieses Krieges noch 18 Mann über, von denen nur 4 Mann unverletzt waren.        

Das 4. Bataillon befand sich zu diesem Zeitpunkt in dem belagerten Danzig unter dem Befehl von General Rapp. Das Depotbataillon war in Venlo stationiert (Siehe auch Bestand der Grande Armee vom 1. Januar 1814, Quelle: Wikipedia).     

Noch während dieses unseligen Krieges machte unter den französischen Soldaten folgender Spruch die Runde:

„Gold und Silber für die Generäle und Gräber für uns.“ *

* Quelle Historisches National Archiv, Spanien:
655. Noticias confidenciales sobre sucesos políticos y militares referidos a nuestras
tropas y de los enemigos. Según el informe de 27 de abril desde El Puerto de Santa
María. AHN Diversos-Colecciones, 82, N. 32.

Für Spanien selber war der Krieg eine Katastrophe. Bei der Volkszählung der spanischen menschlichen Verluste und angesichts der Art des Kampfes ist es in vielen Fällen sehr schwierig, die militärischen Opfer von den zivilen zu trennen. Aktuelle Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Zahl der Todesfälle in den Reihen der Armee, der Navy und der „Guerilla“ bei 250.000 Männern lagen.
 
Die negativen Auswirkungen dieses Konflikts auf die Gesamtbevölkerung Spaniens sind jedoch nicht nur den unmittelbaren Auswirkungen von Schlachten und kämpfen vorbehalten. Die Epidemien und die langen Zeiträume der Hungersnot, die sowohl die Kämpfer als auch die Zivilbevölkerung betrafen, forderten einen sehr hohen Preis am spanischen Volk.  Die Verluste können auf rund 650.000 Menschen geschätzt werden. Die Jahre, die die höchste Sterblichkeitsraten hatten, waren 1809 und 1812. 
 
Zu diesen furchtbaren Verlusten kam noch die Verheerung des Landes hinzu.
 
Die Verluste bei der alliierten Armee waren ebenfalls beträchtlich. So starben allein 21.412 portugiesische Soldaten während des gesamten Krieges. Ca. 3.650 Mann starben in den Schlachten, aber allein 17.762 Mann an den Nachwirkungen von Verwundungen oder Krankheiten!      
 
Die restlichen Alliierten, bestehend aus Briten, Hannoveranern und Braunschweigern hatten Verluste in Höhe von 30.000 bis 35.000 Mann in den Schlachten zu beklagen. Die Verluste an tödlichen Verwundungen und Krankheiten werden auf das dreifache geschätzt!*
 

* Quellen: http://www.ambulance1809-gardeimperiale.be/historique_01, http://www.napoleonprisonnier.com/napoleon/espagne_bilan.html, http://www.editions-harmattan.fr/auteurs/article_pop.asp?no=8185&no_artiste=13383

Da unser Regiment, die 8ème, fast über 5 Jahre an diesem Feldzug teilgenommen hat, wollen wir aus dieser Perspektive die Geschehnisse dieses Krieges der Öffentlichkeit gern etwas näher bringen. Tauchen Sie mit der 8ème in die Vergangenheit und erleben Sie den Feldzug in Spanien von vor über 200 Jahren.

Lesen Sie, wie der Bataillonschef Vigo-Roussillon den Krieg in Spanien erlebt, der 5. März 1811 der Schicksalstag für die 8ème wird, die geographische Lage Spaniens mit ihren Festungen, die Belagerung von Cádiz und Vieles mehr. Dieser Teil unserer Webseite wird durch weitere Berichte vervollständigt.

Bitte klicken Sie die jeweiligen Links auf unserer Webseite an.

Die Schicksalsschlacht bei Barrosa/Chiclana

Einsatzorte des 8ème Régiment de Ligne während des spanischen Feldzuges 1808-1813

Die Militärkommission der 8eme

Die Festungen Spaniens 

Das Los der französischen Gefangenenen von 1808 bis 1814

Die Besoldung des 1 . Armeekorps unter Marschall Victor während der Belagerung von Càdiz

Die Bodegas „Hidalgo La Gitana“, „San Francisco“, „Sanchez Ayala“ und der Sherry

Kämpfe mit den Guerillas 

Ein Bericht von Lieutenant Jules Aliberty:

Die Offiziere der 8eme

Vigo-Roussillon und der spanische Feldzug

Die erfolglose Belagerung der Stadt Tarifa

Die Schlacht am Maya Pass am 25. Juli 1813 – Der letzte Sieg in Spanien 

2. Adlerträger der 8ème um 1813

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