Die 8ème de Ligne war eines der Regimenter, welches nicht am unglückseligen Russlandfeldzug von 1812 teilgenommen hat. Es nahm am harten Feldzug in Spanien teil, der auch unter dem Peninsularkrieg (Halbinselkrieg) bekannt ist. Die Marschleistungen der 8ème waren mehr als beachtlich. So hat es in den Jahren von 1792 bis 1815 eine Distanz von ca. 20.908 km absolviert! Dies ist jedoch nur ein grobe Schätzung, wahrscheinlich waren diese viel größer.
Allein in Spanien, wo das Regiment an die 5 Jahre ständig im Kriegseinsatz (In Spanien herrschte von 1808 bis Anfang 1814 ununterbrochen Krieg) war, müssen unheimlich viele Kilometer zusammengekommen sein. Wie viele es schätzungsweise waren, lässt sich allein schon wegen der ständigen Einsätze gegen die spanische Guerilla nur schwer in Erfahrung bringen.
Wir sind deshalb von den Orten der Gefechte, Schlachten und anderweitigen Aufenthalten, die in Tagebüchern und Rapporten der Armee erwähnt worden sind, ausgegangen. Dazu haben wir bei den uns bisher bekannten Offizieren ebenfalls nachgesehen. Sehr hilfreich war das Kriegstagebuch von Vigo-Roussillon, der von 1808-1811 Chef vom 2. Bataillon der 8ème war. Allein der Marsch von Paris nach Bayonne an der spanischen Grenze betrug 722 km. Die Marschleistung der französischen Infanterie betrug zwischen 30-40 km am Tag!
Besonders aufgefallen ist uns aber der Offizier Lieutenant Jacques Philippe Baillet. Mit 17 Jahren ist er bei der 8ème de Ligne am 25. September 1792 als gemeiner Soldat eingetreten. Er hat an allen Gefechten und Schlachten in den Feldzügen von 1805-1807 (Österreich und Preußen) und 1808-1813 (Spanien) teilgenommen. Dabei hat er den unglückseligen Rückzug von der Aufhebung der Belagerung von Cádiz bis an die spanische Grenze und sogar noch den Frühjahrsfeldzug 1814 in Frankreich mitgemacht. Und das alles zu Fuß! Eine unglaubliche Leistung. Selbst am letzten Feldzug Napoleons 1815 hat er teilgenommen.
Um sich ein Bild über die Marschleistungen der 8ème de Ligne zu machen, haben wir eine Karte von Europa angefertigt. Hier sind die Orte von Schlachten angegeben sowie auch Unterkünfte, wie etwa Berlin, wo sich das Regiment längere Zeit aufhielt. Der Depotstandort der 8ème ist ebenfalls eingetragen.
Dazu eine kleine Marschübersicht des 1. französischen Armeekorps unter Marschall Bernadotte in den Monaten November und Dezember 1806 (Das 1. Armeekorps Bernadotte hatte die Stadt Ansbach vom 23/24. Februar 1806 bis 30. September 1806 mit ca. 37.000-40.000 Mann besetzt – darunter war auch die 8ème):
Datum | 1. Armeekorps Bernadotte |
5. November 1806 | Lübeck |
18. November 1806 | Lübeck |
27. Nevember 1806 | Berlin |
28. November 1806 | Lichtenberg, Marzahn, Berlin |
29. November 1806 | Lichtenow, Hersfeld, Berlin |
30. November 1806 | Heinersdorf, Müncheberg, Lichtenow, Hersfeld |
1. Dezember 1806 | Müncheberg, Frankfurt, Reppen (Rzepin) |
2. Dezember 1806 | Reppen (Rzepin), Frankfurt |
4. Dezember 1806 | Zielenzig, Schermeitzel, Heinersdorf |
5. Dezember 1806 | Mesertiz, Schillen, Betsche |
6. Dezember 1806 | Linde, Lewitz, Pinne |
7. Dezember 1806 | Bithin, Podrfbewice, Nomionek, Mlodawko |
8. Dezember 1806 | Schwersentz, Odornik, Goslina |
9. Dezember 1806 | Budwitz, Exin Mongrowiec |
16. Dezember 1806 | Marsch auf Thorn |
18. Dezember 1806 | Thorn, Podgorze |
19. Dezember 1806 | Thorn, Obrowo |
20. Dezember 1806 | Gollub, Thorn |
21. Dezember 1806 | Rypiu, Thorn |
23. Dezember 1806 | Biezun und halbwegs von Rypiu dahin |
24. Dezember 1806 | Biezun. General Dupont vorwärts |
25. Dezember 1806 | Chamsk, Dembök, Biezun |
27. Dezember 1806 | Im Marsch auf Mlawa |
Dank des Herrn Richard Schmidt, Kreisheimatpfleger aus Ansbach, sind einige interessante Informationen über die Besetzung der Stadt Ansbach ans Tageslicht gekommen. Hier wird auch das maßlose Verhalten einiger Generäle des 1. Armeekorps Bernadottes während der Besetzung beschrieben. Sehr hilfreich war die Quelle „Marschall Bernadotte in Ansbach – Französische Militärregierung 1806“ von Hermann Dallhammer (Staatliche Bibliothek Ansbach). Wir zitieren:
Napoleons Befehl war unbarmherzig, klar: Die Armee hat sich aus d e m L a n d z u e r n ä h r e n, wohin sie beordert ist. Zuschuss aus dem Heimatland Frankreich gibt es nicht. Auch unter sehr korrekten Kommandeuren gibt es viel Not und himmelschreiendes Unrecht an der Zivilbevölkerung, weil nicht alle Übergriffe zu verhindern sind. Die Bestie Mensch lebt sich aus, wenn sie sich unbeobachtet glaubt oder gar als Vertreter eines gerechten Krieges Forderungen stellt. Halten wir uns aber an beweisbare Fakten: Ansbach zählte 1806 knapp 12 000 Einwohner- weniger als bei der letzten Volkszählung unter Markgraf Alexander 1783. Mit dem Übergang an Preussen hatte man die ehemalige Resi denzstadt zur Provinzstadt herabgestuft. Trotzdem strömten bald französische emign?es und Flüchtlinge aus den von Revo lutionstruppen besetzten linksrheinischen Gebieten in die Stadt an der Rezat- nach und nach wurden es mehr als 2 000. Unter ihnen befand sich auch der Herr der Lande Pfalz- Zweibrücken-Birkenfeld, der Wirtelsbacher Maximilian Joseph, der 1806 bayerischer König wurde. Während seiner Zeit als politischer Flüchtling in Ansbach entstand 1796 das von Graf Montgelas ausgearbeitete Ansbacher Memoire, das später die Grundlage zur ersten bayerischen Verfassung wurde.
Für die Einwohner ist der Einmarsch Bernadottes am 24. Februar ein Schock. Zunächst strömt eine Unmasse französi scher Soldaten in die kleine Stadt und ihre nähere Umgebung hinein. Noch nicht einmal15 000 zivilen Einwohnern stehen plötzlich mehr als 37 000 Mann Militär mit mehr als 11 000 Pferden als Besatzung gegenüber. Und die Heerführer und kommandeure sind anspruchsvoll. .lulius Meyer stellt fest, dass 33 Generale, die im ehemaligen Fürstentum Ansbach liegenden Truppen befehligten. Bei einer Durchsicht im Stadtarchiv Ansbach (AB-Reihe) fanden sich folgende Namen in Ansbach einquartierter Generale im Jahre 1806: Marschall Bernadotte als Armeegeneral des 1. und 5. Corps – Mortier (Corpsgeneral 5. Corps) und die Generale Berthier– Bourcier- Drouet d’Erlon- Dumoulin- Eblé – Frère- Lahoussay – Lalance – Laplanche- Maison – Maridy – Nansouty – Pacthod- Picard- Piston- Rivaud – Sahuc- St. Germain- Tilly- Vilmain (Schreibung unsicher) – und Werlé (Pacthod und Maison waren Brigadegeneräle in der Divison Rivaud, die unter anderem auch die 8ème befehligten. Im September 1806 befahl Napoleon seinem Marschall eine taktische Umgruppierung nach Norden, worauf sofort das 6. Corps unter Marschall Ney aus Schwaben nach rückte und Ansbach als Durchgangsstation benutzte, bis im Oktober der Krieg gegen Preussen begann.
Blicken wir zurück auf den Anfang der Besatzungszeit im Februar: generalstabsmäßig vorbereitet, erließ Bernadotte am Tag seines Einmarsches (24. 02.) eine zweisprachige Proklamation an die Einwohner UND an seine Truppen, die das ehe mals preussische Territorium bis zur Übergabe an den neuen König von Bayern sichern sollten. Auch in späteren Erlassen und Tagesbefehlen (vgl. Stadt A AN AB 4787) ließ er keinen Zweifel daran, dass er gewillt war, strenge militärische Zucht einzuhalten. Bewohner und Soldaten wussten offiziell, was der Uniformierte an täglicher Verpflegung von seinem Quartiergeber höchstens fordern durfte. Der Herr Marschall … befiehlt, dass der Soldat täglich nur zu fordern hat: 1 Pfund gutes Brot, Pfund Fleisch und Zugemüse und 1 Flasche Bier …
Die am 27. Februar gedruckten 300 Exemplare der Proklamation wurden, natürlich‘ auf Kosten der Stadtkasse hergestellt, die aber Befehle nur von preussischer Seite annahm; sie war bereits leer. Die Regierung im Schloß handelte auch nur auf Berliner Befehle – Bernadotte handelte auf Befehl Napoleons und der bayerische König verhandelte um den Übergabetermin mit den Franzosen. Das war die Lage Ende Februar 1806.
Armut – Besäufnisse und das große Fressen
Man darf – den Biographien über Bernadotte folgend- annehmen, dass er ein rechtlich denkender Charakter war, überlegt handelnd und nie maßlos im Wollen; der zuletzt genannte Charakterzug unterschied ihn wohl am Meisten von Napoleon und war ausschlaggebend dafür, dass beide Persönlichkeiten nie völlig vertrauten. Von dem Korsen stammt das Wort: Die Generale müssen im Überfluss leben. Und dieser Devise kam der erste Stadtkommandant Ansbachs,General Pacthod hemmungslos nach. Julius Meyer schreibt von den maßlosen Küchenbedürfnissen jenes Generals und seines Stabes; die genannten Anforderungen waren täglich fällig ( N achzulesen in AB 4779 und 4822 Stadt A AN ).
30 Pfund Schweinefleisch, 20 Pfund Kalbfleisch, 20 Pfund Hammelfleisch, 1 Lamm, 1 Gans, 2 Kapaunen, 6 Pfund Fisch, 4 Pfund Speck, 4 Pfund frische Butter, 6 Pfund Schmalz, 40 Eier, 6 Pfund Mundmehl, 1 Flasche Florenzer Beilagen, I Flasche brauner Essig, 4 Flaschen Küchenwein, 1/2 Pfund Pfeffer, 1/2 Pfund Gewürznägelein, 1/2 Pfund Muskat, 1/4 Pfund Zimt, ‚ 2 Pfund Reis, 2 Pfund Zucker, 18 (!) Pfund Salz, 1 Maß Rahm, Zwiebeln, Öl— 50 kleine Weißbrote, 24 Kastenbrote. an Getränken wurde gefordert: 25 Flaschen ordinairer Wein- 12 Flaschen Dessertwein- 4 Flaschen Bordeaux- 4 Flaschen Champagner – 4 Flaschen Burgunder – 1 Flasche Likör – 1 Flasche Rosoli.
Die Forderung stammt vom 27. Februar 1806, drei Tage nach dem Einmarsch. Verzweifelt fragt Rat Dörnberg, wer die Requisi tionen verlangt habe und von wem sie geliefert werden sollten. Der Stadtkommandant stellt aber zusätzliche Forderungen. Im März 1806 verlangt er vom Stadtmagistrat zusätzlich Ehrengeschenke für sich und seinen Adjutanten, als Beweis städtischer Dankbarkeit dafür, dass er straffe Manneszucht und Ordnung halte. Bis zum 8. März 1806 sind für Küche und Büro Pacthods bereits zusätzlich Kosten in Höhe von 2176 Gulden und 55 1’4 Kreuzern aufgelaufen.
Zu diesem Zeitpunkt hat Bernadotte wichtigere Aufgaben zu erfüllen als gegen das widerliche, nicht nur geldgeile Verhalten eines ihm untergeordneten Generals einzuschreiten. Ansbacher Einwohner scheinen zu Bernadotte das meiste Vertrauen gehabt zu haben. Beschwerden richten sie sofort an ihn. Das stellt die französische Militärregierung aber bald ab. Die Deutschen haben sich zunächst an den Stadtkommandanten zu wenden – und der heißt bis Ende März Pacthod. Dafür, dass sich die Besatzer nicht hemmungslos benehmen, will der General 200 Carolins (= 600 Goldgulden) für sich als Geschenk und weitere 75 Carolins für seinen Adjutanten und die anderen Büro – Hengste – allein im Monat März zusätzlich!
Kommen wir zurück auf den weiteren Verlauf des Feldzuges von 1806. Die 8ème de Ligne war der 2. Infanteriedivision Rivaud zugeteilt. Die jeweiligen Stärkeangaben des 1. Armeekorps vor und während des Feldzuges gegen Preußen schliessen auf einige Verluste zu. Diese sind beim 1. Armeekorps nicht nur auf die Gefechte wie bei Halle und der Schlacht bei Lübeck zurückzuführen, sondern auch durch die ungeheuren Märsche. Die unterschiedlichen Stärken der Truppenteile sieht man vor allem bei den Infanteriedivisionen Rivaud und Drouet.
Stärkeangabe des 1. Armeekorps zum 18. Juli 1806, also vor Beginn des Feldzuges gegen Preußen
1. Armeekorps Marschall Bernadotte
1. Infanteriedivision Rivaud
Bestehend aus den Brigaden Pacthod und Maison
1., 2., 3. BataiIlon 8ème Regiment de Ligne (1.990 Mann)
1., 2., 3. Bataillon 45ème Regiment de Ligne (1.822 Mann)
1.,2., 3., Bataillon 54ème Regiment de Ligne (1.837 Mann)
Artillerie
1. Kompanie 8ème Regiment Artillerie à pied
2. Kompanie 3ème Regiment Artillerie à cheval
Detachement vom 2. Trainbataillon
Vier 6 Pfünder, vier 3 Pfünder und zwei 7 Pfünder
2 . Infanteridivision Drouet
Bestehend aus den Brigaden Frere und Werle
1., 2..3. BataiIlon 27ème Regiment légère (1.967 Mann)
1., 2. 3. Bataillon 94ème Regiment de Ligne (1.911 Mann)
1.,2., 3., Bataillon 95ème Regiment de Ligne (2.206 Mann)
Artillerie
2. Kompanie vom 8ème Regiment Artillerie à pied
3. Kompanie vom 3ème Regiment Artillerie à cheval
Detachement vom 2. Trainbataillon
Acht 6 Pfünder, sechs 3 Pfünder und zwei Haubitzen
Reservepark
6. Kompanie vom 8ème Regiment Artillerie à pied
Sechs 12 Pfünder
? Kompanie vom 3ème Regiment Artillerie à cheval
Sechs 3 Pfünder
Detachement 2. Trainbataillon
- Kompanie vom 1. PontonierBataillon
4. und 8. Kompanie Handwerker
8. Kompanie vom 2. Sappeurbatallion (Pioniere)
Kavalleriedivision Tilly
1., 2., 3. und 4. Eskadron vom 2ème Regiment de Hussards (620/558)
1., 2., 3. und 4. Eskadron vom 4ème Regiment de Hussards (730/686)
1., 2., 3. und 4. Eskadron vom 5ème Regiment de Hussards (673/674)
1., 2., 3. und 4. Eskadron vom 5ème Regiment de Chasseurs à cheval (604/582)
Die Infanteriedivision Dupont wurde erst später in das Korps eingegliedert.
♦ Aus Nafziger usacac.army.mil/CAC2/CGSC/CARL/nafziger/806GXC.pdf
Ordre de bataille des 1. Armeekorps mit den Stärkeangaben für den Winterfeldzug 1806
Marschall Bernadotte, Prince de Monte Corvo
General Berthier, chef d´état-major
- Infanteriedivision Dupont 9ème Regiment légère, 32ème und 96ème Regiment de Ligne 4.920 Mann, 8 Geschütze
2. Infanteriedivision Rivaud 8ème, 44ème und 45ème* Regiment de Ligne 4.044 Mann, 10 Geschütze
3. Infanteriedivision Drouet 27ème Regiment légère, 94ème und 95ème Regiment de Ligne 4.571 Mann, 10 Geschütze
Reservepark 600 Mann, 6 Geschütze
14.135 Mann, 34 Geschütze
Leichte Kavallerie
General Tilly 2ème und 4ème Hussards und 5ème Chasseurs à cheval, 9 Eskadronen beim 2. Reservekorps. Tritt erst Mitte Januar 1807 nach dessen Auflösung zum 1. Armeekorps zurück.
* Ein Bataillon der 45ème ist noch auf Gefangenentransport.
Die Grenadier- und Voltigeurkompanien von allen Infanterieregimentern sind in Berlin und dienen zur Bildung des Grenadierkorps von Oudinot.
Das 1. Armeekorps hat 700 Mann Ersatz erhalten. Weitere 952 Mann befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in Stettin.
♦ Aus „Der Krieg von 1806 und 1807“ von Oscar von Lettow-Vorbeck, Dritter Band – Der Feldzug in Polen, Berlin 1893
Aus dem Buch Glorieux Passe D´Un Regiment 8eme Regiment d´Infanterie (1562-1899) Calais 1899 von Capitaine Jeanneney, Seite 336 – 337 ist der Rückmarsch der 8ème de Ligne mit ihren 3 Bataillone mit 2.500 Soldaten von Berlin (14. August bis 26. Oktober 1808) bis nach Saint-Jean-de-Luz an der spanischen Grenze festgehalten. Folgende Dörfer und Städte werden hier genannt: 3. September Potich (Polch) – 4. September Lutzeratt (Lutzerath) – 5. September Witelich (Wittlich) – 6. September Hertzrath (Hetzerath) – 7. September in Treves (Trier) – 8. September Grevenmacheren (Grevenmacher – Luxemburg) – 9. September Luxembourg – 10. September Luxembourg – 11. September Longwy – 12. September Montmedy – 13. September Stenay – 14. September Vouziers – 15. September Rethel – 16. September Reims -17. September Firnes – 18. September Soissons – 19. September Soissons – 20. September Villers-Cotterets – 21. September Dammartin – 22. September Paris.
Nach der Regimentsgeschichte war der Marsch durch Frankreich ein Triumphzug mit Festen, Banketten, patriotischen Liedern und mit Empfängen. Hierbei überboten sich gegenseitig große Gemeinden und kleinere Gemeinden. Ab dem 23. September ging es dann weiter über die folgenden Orte: 23. September Veraille, 24. September Rambbouillet, 25. und 26. September Chartres, 27. September Courville, 28. September Nogent-le-Rotrou, 29 . September La-Ferte-Bernard, 30. September Couerre, 1.Oktober Leman, 2. Oktober Fouille-Tourte, 3. Oktober Lafleche, 4. Oktober Beauge, 5. + 6. Oktober Saumur, 7. Oktober Thouars, 8. Oktober Parthenay, 9. Oktober Saint-Maixent, 10. Oktober Niort, 11. Oktober Beauvoir, 24. Oktober Bayonne, 26. Okterber Saint-Jean-de-Luz.
Zu guter Letzt sei auf die Beschreibung der Marschleistungen der einzelnen Waffengattungen von Heinrich von Brandt* hingewiesen, der Folgendes in seinem Buch „Grundzüge der Taktik der drei Waffen: Infanterie, Kavallerie und Artillerie“ aus dem Jahre 1833 (Wir haben den Originaltext belassen.) festgehalten hat:
„Ein Marsch von fünf Meilen (Eine damalige französische Meile (lieue metrique) betrug rund 4 km) wird von der Infanterie in zehn bis dreizehn Stunden zurückgelegt werden können Ein Marsch dieser Art dürfte drei Stunden Ruhe verlangen. Wie diese eingetheilt werden müssen, hängt zu sehr von der Localität mit ab um von Hause aus darüber zu bestimmen Artillerie und Kavallerie wer den zur Zurücklegung derselben Distanz neun bis zwölf Stunden bedürfen, besonders wenn sie nicht einmarschirt sind. Ueber drei Tage wird ein Marsch dieser Art nicht dauern dürfen ohne nachtheilig auf die Truppen zu wirken.
Ein Marsch von sechs Meilen wird eine Ruhe von drei bis vier Stunden erheischen, die Zeit selbst welche nöthig seyn dürfte um diesen Weg zurück zulegen, wird mit durch Localverhältnisse bestimmt werden. Sind diese nicht zu ungünstig. so werden für die Infanterie zwölf bis sechzehn und für Kavallerie und Artillerie elf bis dreizehn Stunden erforderlich seyn. Sieben Meilen werden dieselbe Erholungszeit wie Märsche von sechs Meilen verlangen, doch wird deren Zurücklegung im Allgemeinen wohl vier Stunden mehr Zeit erfordern. Sind die Truppen gemischt und wächst deren Zahl, so treten natürlich auch andere Verhältnisse ein. Durch eine gute Marschdisziplin kann zwar sehr viel zur Beschleunigung der Märsche beigetragen werden, doch wachsen bei größeren Colonnen besonders wenn Parke Bagage etc. hinzukommen, die Zeitdauer der Märsche die Unordnung dabei in einem so abnormen Verhältniß, daß man auch durch die genauesten Calcüls selten ein richtiges Resultat erhalten wird.
Eine Marschzeit von achtzehn Stunden ist so lange die Eintheilung nach Marschtagen beibehalten wird, das Maximum. Ein Marsch von 8 Meilen ist unter günstigen Umständen in achtzehn Stunden auch noch ganz füglich ausführbar und wird unter außerordentlichen Umständen bei militairischen Bewegungen noch immer mit in’s Cal cül gezogen werden können, wenn sonst die Truppen durch vorhergehende Märsche oder Fatiguen nicht gänzlich entkräftet wurden.
Auf künstlich beschleunigten Märschen zu denen man Wagen Schlitten etc benutzen kann wird man zehn Meilen in achtzehn Stunden zurücklegen können. Bei den beschleunigten Märschen dieser Art jedoch welche die Franzosen im Innern des Kaiserreichs auf diese Art machten, haben sie innerhalb vier und zwanzig Stunden nie mehr als acht bis zehn Lieues zurückgelegt. Im Norden werden dergleichen Unternehmungen des besseren Fuhrwerks wegen unbedingt ein besseres Resultat geben. Zu dieser Art von Märschen wird ein gewisses Geschick erfordert das man der Regel nach erst erlangt, wenn es zu spät ist. Das Plaziren der Mannschaften auf Wagen besonders des Nachts, das Empfangen und Abfahren der Fuhrwerke etc verursachen nur zu häufig Zeitverlust und Confusion, die man mitunter auch bei dem besten Willen nicht immer verhindern kann.
Auf Verlängerung der Märsche wirken folgende Verhältnisse besonders:
Eine schlechte Marschdisziplin.
Der dadurch herbeigeführte Zeitverlust kann nicht richtig geschätzt werden, in dem er sich täglich und unter allen Verhältnissen anders offenbaren wird.
Schlechte Wege
Führt der Weg über Berge oder ist man genöthigt viel zu steigen so darf man annehmen daß man selbst bei gutem Wet ter und sonst nicht ungünstigen Terrainverhältnis sen zur Zurücklegung einer Meile wenigstens 10 bis 15 Minuten mehr brauchen wird als eben 174 f angenommen ward Ist der Boden aber aufge weicht gleiten die Soldaten beim Marschiren noch öfters aus ist er vielleicht obenein noch zähe so kann der Zeitverlust schon bei Beginn des Marsches auf das Doppelte der obigen Annahme ange schlagen werden ist der Marsch groß sinken die Soldaten bis an die Knöchel ein wie z B vor der Schlacht von Pultusk 1807 so kann gar kein Calcül Satt finden Im Jahre 1806 brachten die französischen Corps von Ney und Lannes als sie unter solchen Verhältnissen durch Kujawien gin gen auf zwei Meilen gewöhnlich den ganzen Tag zu 3
Die Stärke der Colonnen
Wir sahen bereits, wie sich dieß bis zu einer Division gestaltet. Soll mehr wie eine Division auf einer Straße marschiren, so geschieht dieß am besten, wenn Intervalle zwischen den Divisionen sind. Diese werden wenn der Feind nicht in der Nähe ist, am zweckmäßigsten der Bequemlichkeit der Marschirenden gemäß geordnet. In Gegenwart des Feindes pflegt man wohl eine Achtel oder wenn es seyn kann, eine Viertel Meile Distanz zwischen den Divisionen zu lassen Der Zeitbedarf für den Marsch der Colonne wächst mit ihrer Größe, wenn sie in einer Colonne marschiren müssen. 30,000 Mann werden ganz abstrahirt von ihrem Troß, ihrem Train etc wenn sie in einer Colonne marschiren ein Drittel mehr Zeit bedürfen, wie eine Division um ein und dieselbe Distanz zu erreichen wenn sie in Sectionen und etwa ein Viertel mehr, wenn sie in Zügen marschiren. Hierbei versteht es sich von selbst, daß sonst keine Localverhältnisse den Marsch verzögern. Für noch größere Truppenmassen muß man die Hälfte oder zwei Drittel der Zeit mehr annehmen als eine Division gebrauchen würde dieselbe Distanz zurückzulegen. Daß durch eine zweckmäßige Marschdisziplin darauf hingewirkt werden muß, überall Ordnung zu erhalten und somit Beschleunigung des Marsches zu bewirken, bedarf wohl keiner Erwähnung. Auch haben wir bereits gesehen, wie viel und wie wenig hierin geleistet werden kann…“
* August Heinrich von Brandt studierte seit 1805 Rechtswissenschaft und wurde 1807 Fähnrich bei einem der neuformierten provisorischen Bataillone, die gegen Napoleon aufgestellt wurden. Er erhielt nach dem Frieden von Tilsit den Abschied, weil seine Heimat dem Herzogtum Warschau einverleibt worden war, das zur französischen Interessensphäre zählte. Deshalb trat er 1808 in das 2. polnische Weichselregiment ein, ging mit nach Spanien und kämpfte dort mit Auszeichnung. Er kannte sich über die französische Armee sehr gut aus. Im Krieg gegen Russland wurde Brandt zum Kapitän-Adjutant-Major befördert. Bei Leipzig wurde er schwer verwundet und fiel in russische Gefangenschaft.
Quelle:
https://books.google.de/books?id=MIJDAAAAcAAJ&pg=PA114&lpg=PA114&dq=Marschzeiten+der+Artillerie+zu+Fu%C3%9F&source=bl&ots=TvIY3wN1IP&sig=1BQmD02i3S96DvDYANrQbUrPtl0&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiZ16PJhpPVAhVCnBoKHa9jDPEQ6AEIQzAJ#v=onepage&q=Marschzeiten%20der%20Artillerie%20zu%20Fu%C3%9F&f=false
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Brandt