Wie der Bataillonschef Vigo-Roussillon den Feldzug in Spanien erlebte – Dritter Teil – Von Zamora bis nach Trocadero (Càdiz)

Francois Vigo-Roussillon, Kommandeur des 2. Bataillons der 8ème.

Die Einnahme der Stadt Zamora

Nach der Schlacht von Talavera (de la Reina)  wurde nun neuer vorläufiger Kommandeur der Division Lapisse General Darricau ernannt. Er war vor Lapisses Tod Kommandeur der 1. Brigade in der Division gewesen.
Bevor der Marsch des Regiments am 12. August 1809 weiterging, hatte Vigo-Roussillon nun Zeit gefunden, die Geschehnisse des Frühjahrs 1809 in  seinem  Tagebuch festzuhalten. Hier wird nun der besondere Einsatz dieses Bataillons von seinem Kommandeur beschrieben.
Das 8. Regiment de Ligne wurde, wie wir aus den 2. Teil der Erzählung ja wissen, zur Sicherung Madrid´s westwärts beordert. Auf den Marsch dorthin trennte sich das 2. Bataillon unter Vigo-Roussillon auf Befehl vom Regiment um die Stadt Zamora einzunehmen.
Divisonsgeneral Augustin Darricau (1773-1819). Nach dem Tode des Generals Lapisse bei der Schlacht von Talavera übernahm Darricau das vorläufige Kommando über die 2. Infanterie-Divison im 1. Armeekorps Victors. Am 31. Juli 1811 erhielt er offiziell das Kommando über die Division. Quelle: Wikipedia
Die Stadt Zamora lag in der gleichnamigen Provinz Zamora (Region Kastilien-Léon).  Sie war von strategischer Bedeutung  für die französische Armee, denn durch diese Stadt führte eine grosse Strasse in den Norden Portugal´s.  Die Stadt selber wurde von Teilen der Bevölkerung und der Guerilla aus der Umgebung  besetzt.
Aber lassen wir nun Vigo-Roussillon selbst zu Worte kommen: „Eines Tages (10. Januar 1809) gab mir der Brigade-General Darricau den Auftrag, mich mit meinem Bataillon und zwei Geschützen nach der Stadt Zamora zu begeben und diese einzunehmen. Die Eingänge  der Stadt waren verbarrikadiert und die Türen verschlossen. Vor der Stadt wartete der General Maupetit mit einer Brigade Kavallerie auf entsprechende Unterstützung durch Infanterie.
Die Stadt Zamora mit dem dominierendem Kloster
Vor Ort hörte ich mein Bataillon anmarschieren und endlich kamen auch die zwei Geschütze, die vorher gezwungen waren, einen Umweg zu machen. Auf den ersten Blick sah ich, dass das Kloster in der Stadt über die anderen Häuser klar herausragte. Die Gassen in der Stadt waren sehr eng. Wenn ich vom Kloster aus Tirailleure auf die Dächer der umliegenden Häuser aufstellen würde, würde die Verteidigung der Stadt wesentlich erschwert werden. Es lag auf der Hand, dass ich somit das Kloster als Erstes angreifen würde.  Zu meiner Rechten, wo die Voltigeure waren,  bestellte ich den Capitaine der 4. Füsilierkompanie zu mir und befahl ihm, sich das andere naheliegende Kloster zu bemächtigen und dort die Türen zu besetzen.  Hier sollten seine Soldaten sofort auf alles schießen was sich dort zeigen würde.
Zu meiner Linken schickte ich die 2. Füsilierkompanie an, die Häuser und Gärten, die an dem Fluss Duero grenzten, zu besetzen. Mit den verbliebenen Kompanien (1. und 3. Füsilierkompanie sowie die Grenadierkompanie) stand ich in der Mitte. Da ich nicht mit meinen Männern durch die Türen des Klosters eindringen konnte (Die Front des Klosters stand Richtung Zentrum der Stadt), musste eine Bresche in die gegenüberliegende Seite der umliegende Mauer geschlagen werden.  Sobald ein entsprechendes Loch in der Mauer war, wären dann die Männer in der Lage, auf die umliegenden Dächer hinaufzusteigen um dann das Feuer auf die Verteidiger zu eröffnen.  Meine beiden Kanonen feuerten nun auf die Mauer, aber die Kanonenschüsse zeigten keine Wirkung. 
Angriff der Grenadierkompanie vom 2. Bataillon der 8ème auf den Hauptplatz der Stadt Zamora.
Also ließ ich die beiden Kanonen vor die Tore des Klosters schieben und darauf feuern. Bald sahen wir entsprechende Löcher, die Tore selber konnten aber nicht aufgebrochen werden, weil diese zugemauert und mit einem Erdwall am Fuße versehen waren. Ich bemerkte aber, dass dieser Erdwall begehbar war.  Nun wollte ich etwas ausprobieren.
Im Kloster fand ich allerlei Material wie Zäune und Möbel. Von ausserhalb ließ ich Karren kommen. Damit wollte ich mit Hilfe des Erdwalls die Lücke füllen um damit auf die Mauer und anschließend auf die Dächer zu gelangen.  Während diese Arbeiten begannen, begab ich mich an die Stelle, wo das Musketenfeuer am Heftigsten war. Vieleicht wäre auch hier der Übergang möglich. Danach begab ich mich sofort wieder zurück und sah von Weitem, wie meine Grenadierkompanie, die in Reserve stand, sich von ihrem Posten entfernte.  Die Grenadiere wollten zu den anderen Häusern der Stadt um zu plündern. Sofort machte ich mich auf und begab ich mich zu ihnen. Schnell erreichte ich den Capitaine und stellte ihn zur Rede. Er war ein sehr mutiger Mann, aber für Plünderungen sehr anfällig.  Ich schrie ihn in Gegenwart seiner Kompanie an, dass er ein schlechtes Beispiel für seine Männer sei und sich sofort zurückbegeben solle. Als er dennoch zögerte, legte ich meine Pistole an die Brust und sagte zu ihm: „Ich werde Sie töten, wenn Sie jetzt nicht zurückkommen!“ Er machte eine Pause und kehrte dann zurück um den späteren Generalangriff zu unterstützen.
„Sobald der Übergang fertig war, schickte ich zwei Kompanien zur Brücke über den Fluss Duero um diese zu besetzen.  Mit dem Rest meines Bataillons stürmte ich zum Hauptplatz vor und die Verteidiger gerieten in ein tödliches Kreuzfeuer welche durch meine mitbrachte Artillerie verstärkt wurde. Schon bald war die Stadt vom Feind gesäubert und ich konnte die Türen der Stadt öffnen. Zur Unterstützung  kam noch ein Bataillion der 45ème de Ligne und Kavallerie mit dem General Darriceau um die Flüchtigen zu verfolgen.
Die Verteidiger Zamora´s, grössenteils aus Bauern bestehend, versuchten bei der Flucht über die Brücke ihre Musketen ín den Fluss zu werfen. Sie hatten keine Ehre im Leib. Sie wurden, nachdem Sie die Brücke hinter sich gelassen haben,  in der Ebene von der Kavallerie mit dem Säbel größenteils niedergestreckt.“
 
Vigo-Roussillon und sein Bataillon erbeuteten 12 Kanonen und an die 3.000 Musketen. Die Verluste beim Bataillon mit zwei Toten und 4 Verletzten waren sehr gering (Einer von den verstorbenen  Soldaten ist uns sogar namentlich bekannt. Es handelt sich um den Voltigeur Cugnazo Jean Baptiste Cagnasso aus Farilonno, einem gebürtiger Italiener – Der Autor).
Vigo-Roussillon und sein Bataillon wurde für die Einnahme Zamora´s vom General Darriceau lobend erwähnt. Nach der Einnahme der Stadt brachte Vigo-Roussillon sein Bataillon in zwei Klöster unter. Obwohl sie aufgegeben wurden, fanden die Soldaten Vorräte in Hülle und Fülle. Endlich wurden die Soldaten wieder einmal richtig satt. 
Der Marsch geht weiter
Am 12. Februar verließ das Bataillon um 3:00 Uhr in der Frühe die Stadt, um in Benavente rechtzeitig anzukommen. Im Dorf San-Benian traf das Bataillon auf den Rest der Division, welche auf Zamora zumarschierte.  Nachdem  Vigo-Roussillon Bericht über die Einnahme Zamora´s beim  Divisionsgeneral (Lapisse) erstattet hatte,  fragte dieser ihn sogleich, was aus den öffentlichen Kassen Zamora´s geworden sei.  Darauf hin sagte er, das er davon nichts wüsste und kehrte zu seinem Regiment zurück.

Beim Regiment angekommen machte sein Colonel (Autíe) ihm ein Kompliment für den Erfolg der Unternehmung.  Er konnte aber nicht verbergen, dass er selber gern dabei gewesen wäre.  Dann fragte er Vigo-Roussillon, ob er gute Geschäfte gemacht hätte.  Dieser sagte ihm, dass seine Männer und die Bewegungen des Feindes  ihn zu sehr in Anspruch genommen hätten, als das er sich um Beute oder Wertgegenstände hätte kümmern können. Diese Antwort überraschte Autìe.  Möglicherweise hatte die Guerilla oder auch die Einwohner nach der Einnahme der Stadt die Kasse bei ihrer Flucht mitgenommen.
Das Grauen
Am 12. März 1809 passierte  das Regiment beim Marsch nach Madrid den Fluss Tejo bei Toledo und besetzte auf den nahegelegenen Höhen der Stadt ein Zisterzienserkloster. Ein französisches Lager war in der Nähe.
Es wurde bereits Nacht, als schließlich das Plateau erreicht wurde. Das Bataillon hatte noch nichts gegessen. Schnell wurde eine Zwiebelsuppe zubereitet, die aber, so Vigo-Roussillon, schrecklich schmeckte. Zum Abendessen wurde Wasser gereicht, welches seltsam gerötet war. Vigo-Roussillon konnte nicht mehr als zwei oder drei Löffel von der Suppe essen, als er sich dann plötzlich davor ekelte und er das Gefühl hatte, krank zu werden.

Das Zisterzienserkloster Monte Sión bei Toledo. Hier biwakierte die 8ème vom 12. auf den 13. August 1809.
Am nächsten Tag in der Frühe wurde Vigo-Roussillon benachrichtigt, dass man in der Grube des Klosters einen menschlichen Kopf gefunden hat und das mehrere menschliche Körper in den Brunnen lägen, woraus man das Trinkwasser für die Soldaten geschöpft hätte. Das es sich bei den menschlichen Körpern um französische Soldaten handelte, konnte nicht zweifelhaft sein. Aber seit wann lagen dort die  Leichen? Niemand wusste es.
Jetzt war natürlich klar, warum die Suppe und das Wasser vom Vortage so ekelerregend geschmeckt hatten.   Mehrere junge Offiziere aus dem Bataillon Vigo-Roussillons mussten sich, nach dem sie davon hörten, übergeben. Für den Bataillonschef selber war der furchtbare Geschmack noch lange im Gedächtnis und es sollte noch lange dauern, bis er wieder Suppe mit gekochtem Fleisch verzehrte.
Am nächsten Tag passierte das Regiment das Schlachtfeld von Almonacid, wo zwei Tage zuvor das  4. Armeekorps unter Sébastiani  30.000 Spanier unter dem Kommando von General Vénégas  geschlagen hatte.
Vigo-Roussillons altes Regiment, das 32ème de Ligne,  zeichnete sich in diesem Kampf aus; aber es lagen auf dem Schlachtfeld noch viele tapfere, verwundete Soldaten, die noch nicht versorgt waren. Grund dafür war umherstreifende Guerilla, die französische Chirurgen und Mitarbeiter der Ambulanzen bereits getötet hatten.  Vigo-Roussillon suchte nach seinen ehemaligen Kameraden. Es gab keinen Zweifel, dass eine Reihe von den Verwundeten bereits schon verstorben war.
Diese Exzesse und diese Grausamkeiten waren Grund dafür, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Eines Tages erhielt Vigo-Roussillon von Brigade-General Darricau den Befehl,  nachts mit seinem Bataillon heimlich die Bewohner eines Dorfes zu überraschen, welches der Guerilla beigetreten war und acht französische Soldaten regelrecht hingeschlachtet hatten. Vorsichtshalber bestand Vigo-Roussillon auf einen schriftlichen Befehl , welcher ihm auch sofort ausgehändigt wurde mit dem folgendem Wortlaut:
Nur Frauen und Kinder sind zu schonen.“ Vigo-Roussillon verließ mit seinem Bataillon das Nachtlager um diesen unangenehmen Auftrag zu erledigen.
Spanische Guerilla
Aus Angst vor der Rache der Franzosen suchten die Bewohner des Dorfes in einem naheliegendem Wald Zuflucht. Vigo-Roussillon ließ, nachdem seine Männer niemand im Dorf angetroffen hatten, diesen Wald sofort umstellen.  Von allen Seiten drangen die Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett nun in das Innere des Waldes vor und brachten dabei jeden Mann den sie auffinden konnten, um.
In der Stille der Nacht gellten die Schreie der sterbenden Männer. Frauen und Kinder rissen vor Verzweiflung die Arme in die Höhe. Es war eine Horroszene, die Vigo -Roussillon nicht näher beschreiben konnte. Unter Androhung der Todesstrafe verbot er seinen Männern sich an den Frauen zu vergreifen und Geld oder Schmuck zu stehlen, was auch strikt befolgt wurde. Als diese schreckliche Expedition endlich endete, kehrte das Bataillon zu seinem Biwak zurück.
Vigo-Roussillon tat gut daran, sich diesen „Auftrag“ damals schriftlich geben zu lassen. Als König Joseph später von diesem Massaker hörte, war dieser sehr empört. Er beschwerte sich massiv beim Major-General Jourdan. (Der Name des Generals wird nicht erwähnt!) über den Tod so vieler treuer Untertanen.  Dieser gab die Beschwerde nun an den Divisiongeneral Darricau und dem Brigadegeneral weiter und teilte mit, dass Vigo-Roussillon den Einsatz bei diesem  „Auftrag“ deutlich übertrieben habe. Der Major-General wollte persönlich Vigo-Roussillon selber für dieses Massaker verantworliich machen. Dieser aber zügte bei einer anschließenden Zusammenkunft mit dem Marschall Jourdan und General Darricau  darauf hin den schriftlichen Befehl.  Jourdan behauptete, dass mit einem solchen Befehl gemeint war, dass die Männer des Dorfes gefangengenommen werden, nicht aber getötet werden sollten. Da entgegnete Vigo-Roussillon, dass wenn ein solcher Befehl „Nur Frauen und Kinder sind zu schonen“ im Kriege erfolgt, dass dies dann unmissverständlich sei.  So war denn Jourdan dann nur noch der Meinung, dass diese Aktion auch einige Unschuldige getroffen habe.  Aber man muss auch berücksichtigen, dass unter den Opfern sicherlich auch die Mörder der französischen Soldaten sich befunden haben.
Am 7. April begann die Division sich wieder in Marsch zu setzen. Es wurde Befehl gegeben, sich mit den beiden anderen Divisionen des 1. Armeekorps Korps zu vereinigen. Darunter befand sich auch die „Deutsche“ Division (In dieser Divison befanden sich ausschließlich Truppen des Rheinbundes) des Generals Leval , die in der Schlacht von Medellin den berühmten Sieg über die spanischen Armee in Estramadura erfochten hatte.
Vigo-Roussillon notierte später in sein Tagebuch: „Wir kamen am 19. April  in Merida an, wo sich das Hauptquartier von Marschall Victor und seine beiden anderen Divisionen befanden. Bei der Ankunft machten die Offiziere der 2. Division einen Besuch beim Marschall, dem Herzog von Belluno. Er erzählte uns über die siegreiche Schlacht von Medellín mit großer Bescheidenheit, denn er selber trug zum Sieg nicht viel bei. Vielmehr hatten seine beiden Divisionen durch nicht ausgeführte Befehle dazu beigetragen, dass die mehrfachen Angriffe der Spanier erfolgreich zurückgeschlagen wurden. Besonders die deutsche Division hat sich dabei hervorgetan. Auch hatte der Marschall am Anfang der Schlacht völlig verkannt, in welchem guten Zustand  sich die spanische Armee befand.  Eine verstopfte Brücke auf Seiten der Spanier führte letzlich zur schweren Niederlage des Feindes. “ Er ließ nach der Schlacht 403 Gefangene ohne Uniform erschießen (Anm. des Verfassers).
Französische Kavallerie bei der Verfolgung des fliehenden Feindes.

Unsere Kameraden bestätigten die Geschichte und fügten noch hinzu, dass nach den fruchtlosen Angriffen die Spanier sich erschöpft über eine Brücke zurückzogen hätten, die über den Fluß Guadina führte. Bei dem Rückzug über die Brücke verstopfte ein Munitionswagen den weiteren Rückmarsch.  Diese Situation ausnutzend gab der General Lasalle (Kommandeur der Kavallerie) das Zeichen zum Angriff. Unterstützt wurde der Vorstoß durch die Colonels Lacoste (27ème  leichte Regiment), Mouton-Duverney (63ème de Ligne), Gombette (94ème de Ligne) und  Pecheux (95ème de Ligne). Dieser kombinierte Angriff löste regelrecht eine Panik unter den spanischen Soldaten aus. Innerhalb einer Stunde wurden so 14.000 Gefangene gemacht. 

Als der Angriff begann, massakrierten spanische Soldaten  ihre mitgeführten Gefangenen. Auf dem Schlachtfeld konnten die Kameraden Leichen sehen, die an den Olivenbäumen gefesselt und mit Pfählen durchbohrt worden waren.  Es handelten sich um die Männer vom 4. Husarenregiment, die in die Hände der Spanier fielen. Bereits Tage zuvor erlitten 62 Chasseurs à Cheval  das gleiche Schicksal. Die Kameraden waren sehr empört.
Als einige spanische Soldaten nach der Gefangennahme in die naheliegenden Berge flüchten wollten, war es um sie geschehen. Alle diese Flüchtigen wurden ohne Gnade von unserer Kavallerie niedergemacht. “  
In der Nacht hatten die Spanier nicht mehr ein ganzes Bataillon beisammen. Die Schlacht von Medellín war der Gnadenstoß für die spanische Armee, die unter dem Befehl des Generals Cuesta  die Aufgabe hatte,  Andalusien zu verteidigen.  Ca. 12.000 Franzosen kämpften bei Medellin gegen mehr als 40.000 Spanier. Insgesamt  14.000 Tote und Verwundete (2.000 Franzosen und 12.000 Spanier) waren zu beklagen. Medellin war einer der blutigsten Schlachten und war der Beginn für die zukünftige Härte und Brutalität dieses Krieges.
Erstaunlicherweise hat Vigo-Roussillon das Gefecht von Alcantara vom 14. Mai 1809 in seinem Tagebuch nicht erwähnt, obwohl er mit seinem Bataillon daran beteiligt war. Das Gefecht wird daher nur am Rande erwähnt. Hier schlug die Division Lapisse ein portugiesisches Detachement unter dem Kommando von William Mayne. Die 8ème war bei diesem Gefecht mit ihren 3 Bataillonen beteiligt. Nach Recherchen ist hier der Füsilier René Letourneur (1. Bataillon/ 3. Füsilierkompanie) von der 8ème gefallen.
Die römische Brücke bei Alcantaras. Hier stürmten die Grenadiere der 8ème, 45ème und 54ème zum anderen Ufer.
Am 18. November 1809 verließ Vigo-Roussillon sein Bataillon aufgrund einer schweren Krankheit und war auf dem Weg nach Madrid.  Zu seinem Bedauern nahm  das 1. Armeekorps unter Victor nicht an der Schlacht von Ocaña teil, die am 19. November geliefert wurde (In der Schlacht bei Ocaña am 19. November 1809 standen sich französische Truppen unter Nicolas Jean-de-Dieu Soult und Spanier unter Juan de Arizagua gegenüber. Es handelt sich um den größten französischen Erfolg im Verlauf des Krieges auf der iberischen Halbinsel. Die spanische Armee verlor 19.000 Mann, dazu kamen Deserteure. Die strategischen Konsequenzen waren verheerend: Ohne funktionstüchtige Armee, die den Süden Spaniens hätte verteidigen können, wurde im folgenden Winter Andalusien von den Franzosen überrannt).
Marschall Soult hatte Marschall Jourdan mittlerweile als Generalmajor ersetzt. Er mochte den Marschall Victor. Um die Mitte des Monats Dezember ging das Gerücht in Madrid rum, dass der Feldzug von Andalusien wohl dem Ende zugeht. Gern wollte Vigo-Roussillon daran teilnehmen. So verließ er Madrid am 18. Dezember und trat in sein Regiment bereits am 22. Dezember wieder ein.
Der Feldzug in Andalusien
Der Frieden mit  Österreich wurde am 14. Oktober 1809  in Wien geschlossen. Der Friedensvertrag wurde als der Staatsvertrag von Wien bezeichnet.  Es war bereits der vierte Vertrag mit diesem Namen seit 1792.  Der Kaiser  hatte nun die Idee, sofort in Spanien den Krieg zu beenden. Er sendete große Verstärkungen, die urprünglich für die Donau-Armee gedacht waren,  nun nach Spanien um die dortigen Armeekorpes wieder aufzufrischen. Diese Verstärkungen betrugen 150.000 Mann und er selber dachte über eine Rückkehr nach, um mit einem großen Sieg den Feldzug in Spanien zu beenden.
Die Siege von Almonacid, Medellin, Ocaña, Girona und vor allem die Aussicht auf die bevorstehende Ankunft der Verstärkungen hatten den König Joseph und seinen Stab sehr ermutigt.  Der König forderte die Marschälle seiner Armee auf, sofort eine Expedition in Andalusien vorzubereiten. Der Marschall Soult hatte allerdings keine Eile, denn nach der Schlappe von Oporto am 12. Mai 1809 und dem Unentschieden bei Talavera im Juli 1809 gegen die Engländer schlug er dem König vor, dort entsprechend vorzugehen.
Freund oder Feind? Grenadiere der 8ème beobachten eine anmarschierende Kolonne.
Nun zögerte der Kaiser. Nach seiner Auffassung wäre es besser gewesen, Lissabon zu erobern, die Engländer aus Portugal zu vertreiben und alle dortigen Häfen zu besetzen.  Dann hätten aber die Engländer sich in diesem Fall der Stadt Cádiz von See her bemächtigt und man würde dadurch ein Problem durch ein anderes ersetzen.  Nach den vorliegenden Informationen König Josephs wäre es also besser,  innerhalb eines Monats Andalusien zu erobern und sich der Stadt Càdiz zu bemächtigen.  Dies wäre einer Operation in den Bergen und Tälern des Tejo auf jeden Fall vorzuziehen.
Der Kaiser entschied sich nun,  dass  das 1. (Victor),  4. (Sebastiani)  und 5.  (Mortier) Armeekorps sowie Verstärkungen Andalusien erobern sollten. Als Reserve war die 2.  Division unter Dessoles vorgesehen. Das 2. Armeekorps  (ehemalig unter dem Befehl von Marschall Soult) wurde zum oberen Tal des Tejo beordert, um die Engländer zu beobachten. Diese hatten sich nach der Schlacht von Talavera nach Lissabon und Coimbra zurückzgezogen. König Joseph gab nach der Ankunft der Verstärkungen den Kommandeuren Victor, Sebastiani und Mortier den Befehl,  die Sierra Norena zu durchqueren und sich nach Andalusien zu begeben.  Die Armee bestand aus rund 60.000 Mann.
Lassen wir nun wieder Vigo-Roussillon zu Wort kommen: Nach der Schlacht von Ocaña befahl General Areizagua vor uns die Reste der spanischen Armee (ca.  25.000 bis 30.000 Mann). Das 4. Korps unter General Sebastiani ging auf der Straße von Valencia in Richtung Sanroute und Villa-Manrique. Das 5. Korps  unter Marschall Mortier folgte der Straße von Sevilla.  Unser Korps nahm den Weg von Almadén, damit wir bei Despena Perros bei gleicher Höhe zum Korps von Marschall Mortier standen. Dann marschierten wir am Fluß Guadalquivir entlang zwischen Bailen und Cordoba.“
Der lange Marsch durch Andalusien nach Càdiz

Am 13. Januar 1810 marschierten wir weiter und biwakierten dann im Ort Caracuelao und blieben zunächst dort.  Für unsere Artillerie und unsere Gepäckwagen waren mittlerweile die Wege, auf denen wir marschierten, unpassierbar geworden. Sie wurden deshalb nach dem Ort Santa Cruz beordert, welcher sich an der Hauptstraße befand. Das Hauptquartier von König Joseph befand sich ebenfalls dort.   

Am 18. Januar erreichten wir Almadén del Azogue, wo sich die berühmten Quecksilber-Minen befanden. Diese wurden seit Langem ausgebeutet durch die spanische Regierung. Quecksilber wurde in den amerikanischen Kolonien zur Goldverarbeitung (Goldwäsche) verwendet. Aus Neugier besuchte ich eines dieser Bergwerke. Die Schächte waren sehr tief und es befanden sich dort sehr viele Arbeiter und Sträflinge.
Am 22. Januar überquerten wir einen Nebenarm des Flusses Guadalquivir und machten uns auf den Weg nach Sevilla. Seit der Besetzung von Madrid von den Franzosen wurde Sevilla zum Sitz der Nationalregierung (zentrale Junta) der Spanier. Von diesem Ort aus wurden die spanischen Armeen dirigiert und Anweisungen an die  provinziellen Juntas gegeben.  Es war also von großer Wichtigkeit Sevilla zu nehmen und die zentrale Junta aufzulösen. Ein Kriegsrat  unter dem Vorsitz des Königs mit den Marschällen, Generälen und Ministern fand in Carmona statt.
Wie sollte es nun weitergehen? Falls die Stadt Sevilla Widerstand leisten sollte, wäre es  gut, wenn  die Blockade nur vom 1. Armeekorps vorgenommen wird . Der Rest der Armee marschiert dann so schnell wie möglich nach Càdix um die Anführer des Widerstandes gefangen zu nehmen, die zentrale Junta zu zerschlagen und und die Reste der spanischen Armee zu vernichten.  Spanien hätte nach La Coruña mit Càdiz seinen wichtigsten Hafen verloren, den die Engländer 1808 im Stich gelassen hatten. Die Spanier misstrauten seitdem den Engländern, denn in La Coruña befanden sich damals die Hauptkräfte ihrer Marine.   

Aber König Joseph bestand darauf, dass die Stadt Càdiz von der Armee eingeschlossen werden sollte. Er wollte kein Blutvergießen in Sevilla und hoffte, so die Hauptstadt Andalusiens friedlich einzunehmen und die Volkswut besänftigen zu können. Rein militärich wäre das aber ein großer Fehler, denn Sevilla kann anhand der Artillerie eingenommen werden, Càdiz aber nicht. Die besondere Lage der Stadt lässt einen Angriff dieser Art nicht zu, da sich eine Lagune zwischen dem Festland und der Stadt befindet. So hoffte man, dass man durch schnelles Erscheinen Càdix erobern könne noch bevor erste Verteidungsmaßnahmen ergriffen werden konnten.    

„Wir wussten, dass die gegnerische Truppen, die unseren weiteren Vormarsch über die Sierra Morena stoppen wollten, sich in dem Ort Jaén verschanzt hatten, um Granada zu decken“, so meinte Vigo-Roussillon .“ Andere Truppenteile zogen von Almadén über Cordoba nach Cádiz, wo sie sich mit Proviant eindecken wollten und Schutz unter der englischen Flotte suchten.  Es war auch bekannt, dass die Junta sich ebenfalls nach Cádiz begeben wollte. Der König Joseph und viele Generäle waren daher der Auffassung, sich zuerst um Cádiz zu kümmern. 

Aber Marschall Soult, der den Posten des General-Majors besaß, widersetzte sich vehement gegen diese Auffassung.  Nach seiner Meinung wäre Sevilla, wenn es erobert wurde, ein guter Standort für weitere Operationen. Cádiz hingegen sollte nur belagert werden. So hätte man die Engländer unter Kontrolle und es würden sich Vorfälle wie Coruña und Oporto nicht wiederholen. Leider wurde ihm geglaubt. Dieser Fehler sollte uns teuer zu stehen kommen. Denn mit Cádiz, wie zuvor mit Torres de Vedras an der Mündung des Tejo, besaßen die Engländer einen starken Brückenkopf. Der Besitz dieser beiden Orte war mit Hilfe ihrer Flotte die Grundlage für Operationen, die schließlich uns nach über vier Jahren unerbittlichen Krieges zum Rückzug über die Pyrenäen, Bordeaux und Toulouse zwangen.  Über diese Angelegenheit wurde vom 23. bis zum 26. Januar diskutiert.“ 

Im Beisein von Marschall Soult begab sich das 4. Armeekorps um Granada einzunehmen und das restliche Königreich zu erobern.  Dessoles´ Division blieb in Reserve in der Sierra Morena stehen, um die Kommunikation zu gewährleisten.  Das 1.  und 5. Armeekorps rückten nun gegen Sevilla vor.

Am 31. Januar 1810 gelangte das 1. Armeekorps zu einer der schönen Ebenen Sevilla´s.  Bei der Stadt angekommen sahen die französischen Soldaten, dass die Gebäude  befestigt waren. Die Bewohner hatten sich auf die Dächer ihrer Häuser begeben und schrien wütend Beleidigungen hinuter und schienen kämpfen zu wollen.  Auch waren bereits einige Kanonen in den Straßen postiert und die Kirchenglocken läuteten. Aber die Mitglieder der zentralen Junta und reiche Leute der Stadt befanden sich bereits auf der Flucht nach Cádiz, Gibralta oder Portugal.  Das Korps bereitete sich auf den Kampf für den morgigen Tag vor.      

Vigo-Roussillon notierte in seinem Tagebuch: „In der Nacht begab ich mich mit den Voltigeuren des Regiments an eine Stellung an der Guadaire-Brücke, einem Nebenfluss des Flusses Guadalquivir. Ich sollte damit den Weg nach Cádiz sperren, aber es war zu spät, denn der Gegner war bereits verschwunden. Um ca. 4:00 morgens begab ich mich allein um meine Position besser zu studieren und ging dann in Richtung der Stadt. Ich war beeindruckt von der großen Stille, die überall herrschte, sogar von den befestigten Werken war es absolut ruhig.  Ich schickte eine Patrouille dorthin. Die Männer erzählten mir nach ihrer Rückkehr, dass die feindlichen Werke verlassen waren. Ich machte sofort Meldung. „
Einzug in Sevilla
Eine Vorausabteilung französischer Husaren auf dem Marktplatz von Sevilla am 1. Februar 1810.
Am 1. Februar  morgens standen die Tore Sevilla´s offen und Deputationen der Stadt begaben sich zum König Joseph.  Am gleichen Tag  machte der König an der Spitze seiner Armee einen feierlichen Einzug in die Stadt.  In Sevilla befanden sich viele Handelshäuser und eine im guten Zustand befindliche Gießerei. Hier konnte, so schrieb Vigo-Roussillon, eine gute Artillerie für die Belagerung von Cadiz hergestellt werden.
Bereits am 2. Februar rückte die Armee aus der Stadt in Richtung Cádiz.  Am 4. Februar kam die 8ème zu dem schönen Orte Jerez (de la Frontera) , welcher berühmt war für seine Weine, an.  In der Nacht zum 5. verbrachte das 2. Bataillon die Nacht im Kartäuserkloster. Tags darauf erhielt Vigo-Roussillon den Befehl, sich mit seinem Bataillon zur Souasso-Brücke (Zuazo) zu begeben. Diese Brücke über den Fluß Sankti Petri verband das Festland  mit der Insel von Leon und der Stadt Càdiz. Um in Deckung zu bleiben, ließ Vigo-Roussillon in der Nähe der Farm von Gera sein Bataillon anhalten. Mit seinem Adjudanten überprüfte er den Übergang der Brücke. Deutlich konnte er sehen, dass ein Bogen der Brücke gebrochen war. Die Lücke war ca. 25 bis 30  Fuß (7,5m bis 9m) lang. Der Schaden war also gering  und konnte somit schnell behoben werden.  Die Artillerie konnte zur unbefestigten Insel von Leon ohne grössere Probleme die Brücke passieren. Eine Meldung über diese gute Nachricht erfolgte zum Marschall Victor, aber Vigo-Roussillon erhielt stattdessen nur den Befehl sich zu seinem Regiment zu begeben.
Am 6. Februar marschierte die Division Darricau auf Befehl nach Puerto-Real.  Die Soldaten fanden die Stadt verlassen vor.  Die Einwohner waren nach Cadiz und nach San Fernando geflohen. San Fernando befand sich auf der Insel Leon. In der Nacht wurde Puerto Real sorgfältig befestigt.  In dem Moment als die Vorhut der Division Darricau in Puerto Real ankam, setzte der spanische Herzog von Albuquerque, der Altbekannte von der Sierra Morena,  sich mit seiner Division zur Insel Leon ab. 
Füsilier der 8ème de Ligne um 1809/1810.
Vigo-Roussillon schrieb dazu ärgerlich in seinem Tagebuch: „Es bestand kein Zweifel: Hätten keine zeitraubenden Debatten in Carmona stattgefunden und wäre der feierliche Einzug mit König Joseph an der Spitze in Sevilla ausgeblieben, wäre das 1. Armeekorps  bei einem zügigem Marsch noch vor den meisten spanischen Truppen an der Küste angekommen. Es wäre sogar möglich gewesen, durch einen Überraschungsangriff sich der Insel Leon zu bemächtigen, vielleicht sogar Cádiz zu erobern, welches so gut wie keine Garnison gehabt hätte zu diesem Zeitpunkt. Aber dieser Moment wurde
verpasst!“
Vor der Ankunft der Mitglieder der zentralen Junta aus Sevilla hatte der Herzog von Albuquerque eine lokale Junta etabliert, die die königlichen Behörden in Cadiz entließen und leitete die Verteidigung der Stadt ein.  Auch die Festungen auf der Insel von Leon wurden in Stand gesetzt und mit spanischen Truppen bemannt, die sich vor den Franzosen zurückzogen. Die Zahl der Armee bestand aus ca. 18.000 Mann und konnte mit einer englischen Armee von ca. 4.000 Mann durch Ausschiffung ergänzt und versorgt werden.
Die Franzosen hofften nun, dass Cádiz seine Tore ähnlich wie Sevilla bei König Joseph Tage zuvor öffnete. Aber der Marquis de Guera, der darüber hätte verfügen können, wurde von den Aufständischen verhaftet.  DIe Vorladung zur Kapitulation von Marschall Victor war wirkungslos. Die Antwort der Spanier war hochmütig, ja sogar unverschämt. Inzwischen waren die Engländer in Cádiz gelandet und  hatten die Küste mit Redouten armiert. Die Stadt selber besaß dazu schwere Kanonen. Càdiz konnte jetzt also nur noch mit Gewalt erobert werden.
Die Belagerung von Càdiz und die Einnahme von Trocadero
Karte von der Stadt Càdiz um 1810. Hier sieht man deutlich exponierter Lage der Stadt. Dazu die Stadt Puerto Real, von wo aus die 8ème den Angriff auf der Insel Trocadero zu den Festungswerken San José, Matagorda und Fort San Luis unternahm.

Der erste Angriff richtete sich auf die Halbinsel Trocadero, südöstlich von Càdiz. Dort befanden sich die Festungswerke San José, Matagorda und San Luis, die eingenommen werden mussten, um die Stadt Càdiz mit der Artillerie beschießen zu können.  Auf Trocadero befand sich ein Dorf. Um zu diesem Dorf zu gelangen, welches Voltigeure von Vigo-Roussillon in der Nacht vom 6. Februar erkannten, mussste man zunächst einen breiten Kanal überqueren (Siehe oberhalb der Karte).  Am 7. Februar um 10:00 Uhr morgens verließ Vigo-Rousillon mit seinem Bataillon und zwei Kanonen Puerto Real.  Der Übergang über den Kanal wurde durch den Beschuß eines englischen Kriegsschiffs mit 74 Kanonen sehr erschwert. In einem regelrechten Wettlauf erreichten Vigo-Roussillon und seine Männer rechtzeitig die schützenden Mauern des Dorfes ohne ein Mann verloren zu haben.

In der nächsten Nacht befahl Vigo-Roussillon,  dass 60 Mann zur Insel San Luis übersetzten, welche südlich von Trocadero lag.  Am hellichten Tag hatte er die Landung schon mal versucht, aber durch eine Kanonenkugel sank das einzige Boot, welches sie zur Verfügung hatten. Glücklicherweise wurde keiner der Männer getötet. Schnell hatte man im Dorf 12 Boote zusammengestellt. Davon wurden 4 Boote in Reserve gehalten für den Fall, dass der Feind anderorts landen sollte.

In der Nacht vom 8. auf den 9. Februar  wurde Vigo-Roussillon und seine Männer mit 24-Pfündern und 12-Zoll-Mörsern von Schiffen und Schalupen des Feindes aus beschossen. Sie zerstörten die schützenden Häuser im Dorf. Es war stockdunkel in der Nacht und es regnete. Die französischen Bootsbesatzungen wollten das Feuer erwidern, aber Vigo-Roussillon verbot das sofort. Es hatte in der Nacht keinen Zweck und das Feuern würde nur ihren Standort verraten haben. Die Kanonade dauerte die ganze Nacht und Vigo-Roussillon befürchtete, dass das Bombardement ein Zeichen einer bevorstehende Landung des Feindes war. So blieb er die ganze Nacht auf.

Marschall Victor vor der belagerten Stadt von Càdiz.

Am nächsten Morgen war die Situation unverändert – die anglo-spanische Flotte feuerte weiterhin auf Trocadero und vor allem auf das Dorf um die Häuser und Mauern zum Einsturz zu bringen. Vor der Ankunft der Franzosen hatten die Spanier die Forts San Luis und Matagorda teilweise zerstört, welche ziemlich nah an Càdiz lagen. Durch ihre strategische Lage könnte der Schiffsverkehr stark behindert und Càdiz mit der Artillerie beschossen werden.  Vigo-Roussillon erhielt den Befehl,  das Fort San Luis wieder in Stand zu bringen und zu verstärken wie das Dorf auf Trocadero. Um 16:00 Uhr kam der General und führte seine Division nach Trocadero und Colonel Autié kam zu Vigo-Roussillon. Der General beobachtete das Fort San Luis und sah eine Menge von Booten. Er befürchtete eine Landung des Feindes und befahl Vigo-Roussillon San Luis, welches mit 60 Man bereits besetzt war, mit den Rest der Kompanie sofort zu verstärken. Der Capitaine und seine Männer hatten sich auf Trocadero verschanzt. Nun musste er sich bei hellichtem Tage im Kreuzfeuer über eine Landzunge nach San Luis begeben.

Vigo-Roussillon gab dem Capitaine den Befehl so schnell wie möglich zum Fort zu gelangen.  Sobald die halbe Kompanie sich aus dem schützenden Haus begab, wurde sie sofort von einem Kanonenhagel empfangen. Es war gerade Flut und begünstige die grossen Schiffe in der Bucht von Càdiz  die Leute unter Feuer zu nehmen.  Doch die Verluste konnte gering gehalten werden. Es gab nur 2 Tote und 6 Verwundete. Die Kanonade dauerte noch bis nach dem Sonnenuntergang, so dass Vigo-Roussillon in der Nacht wieder kein Auge zumachen konnte.

Vigo-Roussillon schrieb weiter in seinem Tagebuch: „Am 10. Februar kam mir auf Trocadero ein Bataillon der 5ème de Ligne entgegen. Ich begab mich nach Puerto Real, wo ich mich einige Zeit aufhielt.  Noch am selben Tag kam ein Flottille von Schalupen und Kanonenbooten und bombartierte die Stadt. Viele Bewohner wurden getötet oder verwundet. Am 14. Februar ging ich zu dem Kanal,  der Trocadero teilte. Ich verbrachte zwei ruhige Tage. Ich beschäftigte mich mit der Verteidigung dieses Standpunkts und lies Brustwehren bauen, um einige Kanonen zu platzieren. Zusätzlichen Schutz boten dann noch Fässer, die mit Erde befüllt wurden.“
Modell eines britischen Kanonenbootes. Die Kanonenboote starteten vom Hafen von Càdiz aus und beschossen Trocadero und die Stadt Puerto Real. Diese Kanonenboote wurden von allen Kriegsparteien in den Napoleonischen Kriegen verwendet. Sie waren günstig in der Herstellung und leicht zu produzieren und obwohl sie klein waren, waren sie mit mindestens einer schweren Waffe bestückt. Kanonenboote wurden vor allem an den Küsten verwendet, wo ihre Kampffähigkeit besonders stark war. Da diese Boote unter Ruder bewegt werden konnten, waren sie vor allem für Schiffe, die beispielsweise in einer Bucht vor Anker lagen, eine potenzielle Gefahr. Die Größe dieser Boote waren unterschiedlich. Ihre Bewaffnung variierte zwischen einer 12, 18 oder 24 Pfünder Kanone. Beliebt waren auch Karronaden. Es gab aber auch grössere Kanonenboote, die bis zu 8 Kanonen oder Karronaden an Bord mit sich führten. Auch die Segel waren je nach Kriegspartei unterschiedlich. Am häufigsten traf man Sprietsegel und Lateinsegel an. Auf diesen Booten wurden auch später die Verwundeten der Schlacht von Chiclana auf dem Fluß Guadalquivir sicher nach Sevilla in das Hospital de la Sangre gebracht, da die Strassen dorthin unsicher (Guerilla) waren.
Er schrieb weiter: „Am  22. Februar verrichtete ich weiterhin meinen Dienst auf Trocadero. Zum Zeitpunkt, als ich Puerto Real verließ um nach Trocadero zu gelangen, erhielt ich einen Befehl vom Brigadegeneral um  das Fort von Matagorda (siehe oberhalb der Karte) näher zu erkunden. Diese Festung befand sich am Ende der Halbinsel zwischen dem Kanal von Puerto Real und der Mündung des San Pedro. Sie lag an der engsten Stelle zu Càdiz und war somit enorm wichtig.  Ich gab den Befehl an einen Capitaine meines Vertrauens weiter. Eine Eskorte von 50 Mann sollte ihn bei dieser Aufgabe begleiten. Nach seiner Rückkehr teilte mir der Offizier mit,  dass die Festung von den Engländern besetzt sei und dass  die Mauern zur Landseite ausgebessert und Waffen in den Schießscharten gesehen wurden.. Diese Angaben stimmten mit meinen eigenen Beobachtungen, die ich im Anschluß gemacht hatte, überein.“
Eine Karte aus dem Jahre 1810 zur Zeit der Belagerung der Stadt Càdiz. Auf dieser Karte sind die Standorte der 3 Divisionen des 1. Armeekorps unter Marschall Victor eingezeichnet. Die 2. Division (Leval) hatte ihre Quartiere in Puerto Real, auf der Halbinsel Trocadero und in El Puerto de Santa Maria. Der blaue Pfeil zeigt die Angriffe der Franzosen auf das Fort Matagorda. Bei diesen Angriffen war auch die 8ème unter Vigo-Roussillon beteiligt.
Ursprünglich war das Fort von Matagorda von den Spaniern besetzt gewesen. Als die Franzosen Trocadero erreichten, wurde die Besatzung evakuiert und man wollte das Fort sprengen, wie das zuvor beim Fort San Luis schon getan wurde. Die Franzosen hätten also ohne Verluste das Fort einnehmen können, wenn man sich beeilt hätte. Aber aus irgendeinen Grund stoppte der weitere Vormarsch am Kanal, der Trocadero teilte.  Die inzwischen in Càdiz eingetroffenen Engländer erkannten sofort die strategisch wichtige Lage des Forts von Matagorda  und besetzten und armierten es. Jetzt lag das Fort zwischen den Franzosen auf Trocadero und der Stadt Càdiz und die Eroberung wird auf beiden Seiten große Verluste kosten.
„Am 23 . Februar wurden wir von dem Kriegeschiff mit seinen 74 Kanonen, aus dem Fort Matagorda und der umliegenden Flottille heftigst beschossen“ schrieb Vigo- Roussilon. „Wir beantworteten das Feuer mit unseren beiden 12-Zoll-Mörsern und zwei Haubitzen, was aber keinem grossen Erfolg brachte.  Am nächsten Tag erhielten wir zwei 24-Zoll-Mörser zur Unterstützung, welche dann sofort vor das Fort von Matagorda gebracht wurden.  Sofort feuerte unsere ganze Batterie und es dauerte nicht lange, bis die gegnerische Batterie im Fort zum Schweigen gebracht wurde.
Ein 12-Zoll-Mörser, mit dem das Fort Matagorda und später die Stadt Cadiz beschossen wurde. Es gab drei Varianten. Das leichteste Geschütz wog über 1,6 Tonnen, das schwerste Geschütz über 2,5 Tonnen! Die Bomben je nach Gewicht konnten bis zu einer Entfernung von 2.150m bis zu 2.750 m verschossen werden. Pro Schuß benötigte man eine Pulverladung von 3 bis 4 Kilogramm. Das Geschütz befindet sich im Armeemuseum zu Paris.
Kugel eines 12-Zoll-Mörsers. Gewicht ca. 60 Kilogramm. Darunter befinden sich Sechspfünder-Vollkugeln zum Vergleich. Quelle: www.napoleon-online.de
Am 25. Februar kehrte ich nach Puerto Real zurück, denn der König Joseph kam zur Inspizierung. Ich befehligte zu seinen Ehren eine Ehrengarde. Zum Dank übergab mir der König einen kostbaren Ring mit Diamanten als Geschenk.  Am 26. Februar rückte die komplette Brigade aus Puerto Real aus und marschierte nach Trocadero. An der Mühle von Gera (zur Rechten des Flusses San Pedro) lagerten wir dann auf halben Wege vor Càdiz vor dem Kanal (French Camp – siehe oberhalb auf der Karte) in Trocadero.
Am 28. Februar begab ich mich wiedr einmal über den Kanal. Der Feind startete einen Angriff vom Fort Puntales aus mit glühenden Kanonenkugeln, Brandbomben und Congreve-Raketen auf dem Trocadero und unser Lager. Das Feuer war vor allem auf unsere Flotte gerichtet, welche wir zusammengezogen hatten und im Kanal von Puerto Real ankerte. Die Absicht des Feindes war klar: Puerto Real sollte niederbrennen.  Es gelang uns aber alle Feuer in der Stadt in Kürze zu löschen.  Auch ein Artillerieangriff auf das Dorf von Trocadero schlug fehl, da wir die Häuser gut verbarrikadiert hatten. Kein Haus ging verloren“ sollte Vigo-Roussillon später in seinem Tagebuch festhalten. 
Am 3. März, so notierte er, zog aus dem Südwesten ein heftiger Sturm auf und kam bis an den äußeren Hafen von Cádiz. Fünf Linienschiffe, darunter auch die „La Conception“ mit ihren 120 Kanonen, 2 Fregatten und Waren aus ca. 80 zerstörten Gebäuden, die von Kaufleuten genutzt wurden, waren an die Küste geworfen, fast vor unserem Lager in Richtung der Mündung des San Pedro. Darunter befand sich auch ein zerstörter Transporter, der für 400 Männer des 4. britischen Linienregiments ihr Heim gewesen war. Diese Männer und die Besatzungen der gestrandeten Schiffe wurden nun kriegsgefangen. Nach dem wir die wertvollen Güter geborgen hatten, setzten wir die Schiffe in Brand und alles wurde damit zerstört.
Am 4. März versah ich meinen Dienst auf Trocadero. Zuerst konnte ich einen großen amerikanischer Dreimaster, der gestrandet war, entdecken. Dieses Schiff war von den Briten gechartert.  Weiter konnte ich eine Backsteinmauer entdecken, die der Gegner erbaut hatte. Diese Mauer befand sich vor meinem Posten zwischen dem Fort Matagorda und dem gestrandeten Schiff. In der darauf folgenden Nacht verließ ein Seemann das Schiff und kam zu uns.  Er erzählte mir, dass bei der Flut die Engländer Boote schickten, um regelrecht Gebäude zu bauen und diese gegen das Wasser noch erhöhten.  Als ich davon erfuhr, entschloss ich mich, dass gestrandete Schiff zu verbrennen wie die anderen und die Besatzung gefangen zu nehmen.
Karte von Wiliam Smith von 1813. Gezeigt werden hier die Bucht und der Hafen von Càdiz. Eingezeichnet sind auch die Artilleriestellungen der Franzosen und der Alliierten.
Ich wusste, dass die Ladung des Dreimasters einen Wert von mehr als 1.500.000 Francs hatte. Dort lagerten mehrere Kisten mit Silberdollars. Doch das hatte mich mich weniger interessiert.  Ich wollte zu keinem Preis zulassen, dass das Leben meiner Soldaten infolge der Nähe des Schiffes und des Forts bedroht gewesen wären, wenn sie das Schiff entladen würden.  Lieber würde ich alles verbrennen.
Ich habe Captaine Saint-Criq angeordnet, der meine Voltigeure befehligte, sich mit seinen Männern in der kommenden Nacht zum Dreimaster über die Holzplanken zu begeben. Diese Holzplanken sollten so zum Schiff gelegt werden wegen, dass die Männer nicht im Schlick versinken. Ich gab noch dem Capitaine eine Flasche „Esprit-de-vin“ (hochprozentiger Alkohol) mit. Die Männer sollten dann im Anschluß in aller Stille sich auf das Schiff begeben und die Schiffsbesatzung gefangennehmen. Sogleich sollten sie dann in der Sternkammer bei den gefangengenommenen Offizieren die Flasche Branntwein auf den Betten ausschütten und in Brand stecken. Danach sollten sie sofort in aller Stille wieder zurückkehren. All das wurde von Capitaine Saint-Criq und seinen Männer so ausgeführt, wie ich es befohlen hatte.
 
Die Mauer, die sich zu einem Gebäude zwischenzeitlich entpuppte und das Schiff lagen sehr nah beieinander. Die gefangengenommene  Schiffmannschaft schickte ich zu unserem  Hauptquartier. Die Männer von dem Gebäude konnten in ihrem Boot entkommen.
 
Durch das Schiffsfeuer geriet nun auch das Gebäude in Brand.  Der Wind begünstigte das Feuer zusätzlich. In dem Gebäude befand sich getrockneter Kabeljau. Es stank in kürzester Zeit entsetzlich.  Der Wind trug den Gestank direkt zum Fort Matagorda. Die englische Garnison wurde dadurch sehr belästigt. Der Brand dauerte bis zum 5. März hinein und sein dicker Qualm verhinderte, dass die englische Besatzung so gut wie keine Sicht hatte. An diesem Tag wurde aus dem Fort nicht eine Kanone abgefeuert.    
Der brennende Dreimaster
Als wir zu unserem Quartier wieder ankamen, musterten mich verärgerte Blicke.  Der Amerikaner erzählte meinen Kameraden  von der wertvollen Ladung, die sich an Bord des Dreimasters befunden hatte. Gern hätten die Offiziere die Silberkisten für sich genommen und gaben mir die Schuld, dass es nicht geklappt hatte. Besonders mein Colonel (Autié) bedauerte die Situation.
 
Ich erwiderte energisch darauf, dass ich es gewohnt war, nie etwas für mich zu nehmen, und dass ich zu verhindern hatte, dass die Soldaten plünderten in der unmittelbarer Nähe der englischen Batterien. Außerdem bestand durchaus die Gefahr, dass die  Expedition gescheitert wäre, wenn die Soldaten von den Silberkisten erfahren hätten.
Am 12. April bombardierten die Briten unser Lager. Nach zwei grösseren Bombardements kamen sie seewärts auf uns zu. Mit etwa 20 Kanonenbooten und einer großen Anzahl von Booten, die ihre Infanterie transportierte, kam die Flottille zur Mündung des San Pedro, wo sich unser Lager befand.  Sie täuschten eine Landung vor um uns in die Irre zu führen. Das eigentliche Ziel der Briten war eine schwimmende Batterie von zwei 24 Pfündern. Diese hatten sie ohne grössere Schwierigkeiten weggeführt.
 
Wir hatten die Waffen ergriffen, um die vermeintliche Landung zu bekämpfen.  Wir waren aber froh, als wir umgehend den Befehl erhielten, unser Lager zu räumen. Das Artilleriefeuer der Briten wurde immer stärker und einige Kaseren wurden, als einige Bomben durch die Dächer flogen, regelrecht in die Luft gesprengt. Der Feind hatte den ganzen Tag auf unserer Lager gefeuert. Er benutzte dabei Kugeln großen Kalibers und unser Lager glichen später regelrecht einem Trümmerhaufen. Glücklicherweise kam keiner Soldaten in meinem Bataillon auf wunderbare Weise zu Schaden. Dies war bei diesem starken Bombardement ziemlich außergewöhnlich.
Mein Adjutant, Herr Duval  (Capitaine Frédéric Duval) und ich machten uns sofort an die Arbeit, um unsere Kaserne vor Anbruch der Dunkelheit wieder in Stand zu setzen. Herr Duval hatte eine Holzplanke gesehen und sie zunächst auf einen Stuhl gelegt. Er bat mich dabei um Hilfe. Als ich mich gerade zu ihm begab, rollte eine grosse Kugel zwischen den Beinen von Duval hindurch, riss die beiden Füsse vom Stuhl weg und ließ mich ebenfalls stürzen. Keiner wurde dabei verletzt. Wir setzten unsere Arbeit fort, aber der Adjutant sagt zu mir „Mon Commandant, wenn Sie heute die Kaserne neu aufbauen möchten, tun Sie gut daran, um Erlaubnis bei den Engländern zu fragen.“ Aber wir hatten nun einen Unterschlupf für die Nacht.
Am 14.  April verrichtete ich meinen Dienst wieder auf Trocadero. Der Feind richtete sein Artilleriefeuer direkt auf uns um uns an den Arbeiten dort zu behindern, ja er verdoppelte sogar sein Feuer.  Wir taten unser Bestes. Eine von mir geführte Batterie, bestehend aus drei 24 Pfündern, erwiderte das Feuer.  Sie war am Eingang zum Puerto-Real-Kanal positioniert. Eine Salve traf ein spanisches Kanonenboot, welches augenblicklich explodierte. Die Trümmer des Kanonenbootes versanken sofort. Drei Männer wurden getötet und sechs weitere verwundet.  Irritiert von dieser Explosion erwiderte der Gegner sein Feuer aufs Höchste ohne jedoch grösseren Schaden anzurichten.  
Von Puerto Santa Maria bis nach Puerto Real  und von dort aus bis zum Fort Santi Petri wurden nun Redouten gebaut und Batterien dort eingerichtet.  Die Batterien bestanden aus ca. 250 Kanonen größeren Kalibers, die aus Sevilla stammten.  Sie wurden dort auch gegossen.  Es  gab auch große Anzahl von Mörser, die unter anderem von der Redoute Napoleon (In der Nähe vom Fort Matagorda) große Bomben abfeuern konnten, die direkt in der belagerten Stadt von Càdiz (Von derRedoute Napoleon bis nach Càdiz sind es 4.800 m) niedergingen. All diese Arbeiten beunruhigten nun den Feind.

Am 17. April 1810 versuchte eine kombinierte anglo-spanische Flotte diese Batterien zu zerstören. Über schätzungsweise 2.000 große kalibrige und weitere 500 Bomben prasselten auf die französischen Stellungen hinab. In seinem Tagebuch gab Vigo-Roussillon an, dass er bei dieser Bombardierung drei seiner Männer verlor, die unglücklicherweise zu diesem Zeitpunkt um ein Lagerfeuer schliefen. Eine dieser Bomben explodierte direkt beim Aufschlag in unmittelbare Nähe.  Von den drei Männern blieb nichts mehr übrig, sie wurden regelrecht pulverisiert. Nicht mal ihre Musketen waren mehr aufzufinden, so gewaltig war die Explosion.  Eine Rampe, die zu einer der Batterien führte, wurde durch die Detonation auf ein Dach  geschleudert.

„Am 21. März enttarnten wir unsere Batterien und eröffneten das Feuer auf die Schlucht und das Fort Matagorda“, so Vigo-Roussillon. „Gleichzeitig wurde mit Brandgeschossen auf ein Fahrzeug geschossen, welches als schwimmende Batterie dem Feind diente.  Dieses Schiff, welches aufgrund der Ebbe nur noch wie in einem kleinen See schwamm, sollte bald brennen. Aber General d´Aboville, Kommandeur der Artillerie befahl das Feuer zu unterbrechen.  Er wollte sich das Spetakel der Brandgeschossen aus der Nähe ansehen, brauchte aus Puerto Real kommend aber viel zu lange, um rechtzeitg bei der ankommenden Flut vor Ort zu sein. Das beschädigte Schiff konnte sich dank des ansteigenden Wassers aus seiner misslichen Lage nun befreien. Die Brände auf dem Fahrzeug konnten durch die Besatzung gelöscht werden und die Flucht glückte zur restlichen Flotte.

Das schwer bedrängte Fort Matagorda. Nach dem vernichtenden Artilleriefeuer vom 22. April konnte das Fort endlich von Vigo-Roussillon und seinen Männern eingenommen werden.

Währenddessen erfolgte aus dem Fort Matagorda ein sehr lebhaftes und konzentriertes Feuer auf unsere Batterie von acht 24 Pfünder, die wir hinter einem Haus aufgestellt hatten. Sobald wir die Maskierung vor unserer Batterie entfernt hatten, schoss der Feind aus dem Fort. Er erkannte die Gefahr, die von dieser Batterie ausging. Als das Feuer in der Nacht schwieg, arbeiteten wir bis zum nächsten Morgen, um die Schäden an der Batterie  wieder zu beseitigen. 

Am 22. März starteten unsere Batterien direkt ihr Feuer auf das Fort Matagorda. Salve auf Salve krachte in das Fort und die Geschütze des Feinde waren bald demontiert. Das Fort selber war alsbald eine Ruine. Bis zur Vernichtung hatten die Engländer und Spanier das Fort gut verteidigt. Gegen 11:00 Uhr des Morgens kamen Boote von der Flotte, die östlich vor Trocadero lag, um nach Überlebenden zu suchen.

Der Hornist der Voltigeure alamiert seine Soldaten auf Befehl Vigo-Roussillons zum Vorrücken.

Sogleich schickte ich meine Kompanie Voltigeure zu den Überresten des Forts.  Sie nahmen das Fort in Besitz und gingen in der Mite in Stellung. Ein englischer Major der Artillerie, mehrere Offiziere und viele Soldaten waren im Fort von Matagorda getötet worden. Wir fanden 17 zerstörte Kanonen aus Bronze, Bomben und allerlei Artilleriemunition. Das Fort war für den Gegner nicht mehr zu halten gewesen.

Mit den Überresten arbeiteten wir sofort an einer neuen  Batterie, die die Bucht von Càdiz nun dominieren sollte.  Die Lage des ehemaligen Forts war der nächstgelegene Punkt der Stadt.  Nun konnten wir von Matagorda und wenig nördlich vom Fort Napoleon aus mit seinen 16 schweren Geschützen und 4 Mörsern, welche schon ein Teil des Hafen von Càdiz vernichtet hatten, die Stadt nun selbst bombardieren.

Am 23. April verließen wir unser Lager auf Trocadero. Wir wurden von der 1. Brigade unserer Division abgelöst. Wir besetzten nun die Positionen entlang der Küste von der Mündung des San Pedro bis zum Fluss Guadalquivir. Mein Bataillon befand sich zwischen den Flüssen von Guadaleté und San Pedro, in der Nähe von Santa Maria.

15. Mai, mein Bataillon lagerte nun direkt in Santa Maria“ schrieb Vigo-Roussillon in sein Tagebuch.  „Es ist eine nette kleine Stadt, die nicht den anderen Städten Spaniens ähnelt“ schrieb er weiter. „Es ist wahr, dass es in dieser Stadt viele Ausländer gibt. Die Einwohner selber sind höflich, sie bilden selber eine Art Gesellschaft. Es gibt in Santa Maria schöne Wege, die zum Flanieren einladen.

Die Festung der Stadt Santa Maria, dem heutigen El Puerto de Santa Maria

Man hat eine herrliche Aussicht auf den äußeren Hafen von Càdiz. Die umliegende Landschaft ist schön und fruchtbar. Santa Maria war vor der Belagerung die beliebteste Promenade von den Einwohnern von Càdiz.  Ich besuchte ein Stierrennen. Acht dieser Tiere und viele Pferde kamen dort ums Leben. Einige Männer liefen grösste Gefahr, bei diesen Rennen ihr Leben zu verlieren. Diese Leute, unerfreut über die Franzosen, liebten aber diese Spiele.

Am 7. Juni verließen wir Santa Maria, um nach San Lucar de Barrameda an der Mündung des Guadalquivir zu marschieren. Unser Lager war auf diese kleine Stadt beschränkt, die sozusagen der Hafen von Sevilla ist.
Dies ist der Anlegeplatz für die Schiffe, die Waren aus Sevilla über den Fluss Guadalquivir bringen und dann wieder beladen zurückfahren. Die Bevölkerung von San Lucar besteht größtenteils aus Fischern. 
Während meines Aufenthaltes in San Lucar,  hielt ein spanisches Schiff, welches aus Sevilla gekommen war, vor Anker. Es war mit Olivenöl beladen. Ich vermutete, dass der Kapitän dieses Schiffes nach Càdiz weiter wollte.  Ich musste daher die Weiterfahrt stoppen. In der Obhut eines unserer Korsaren lag sein Schiff nun an der Mündung des Flusses Guadalquivir. Der Kapitän, verärgert über diese Situation, kam zu mir nach Hause und bot mir nun Geld an, um ihn passieren zu lassen. Ich verwies ihn zur Tür und verfasste einen Bericht, dem ich dem zuständigen Stabsoffizier dann aushändigte. Darauf hin sandten schickten wir einen Offizier, der den Kapitän nun empfing und mit ihm plauderte. Er ließ ihn anschließend wieder gehen. Eine Stunde später wurde ein Zivilist zu dem Kapitän geschickt um ihn zu beobachten, denn der Offizier sagte, dass der Kapitän ihm versprochen habe, nicht nach Càdiz zu segeln. Bevor aber unser Korsar in der Lage war, an den Kapitän heranzukommen, befand sich dieser mit seinem Schiff unter dem Schutz der feindlichen Flotte, und wir alle sahen ihn bald in der Bucht von Càdiz.
Am 21. Juni ging ich nach Santa Maria zurück.  Am 20. Juli brachen wir auf um zu unserem Lager nach Trocadero zurückzukehren. Wir arbeiteten dort an der Konstruktion neuer Batterien. Täglich wurde Càdiz durch unsere Artillerie beschossen, jedoch ohne nennenswerte Erfolge. All diese Anstrengungen waren vergeblich. Unsere Batterien waren einfach zu weit entfernt um Càdiz wirksam unter Beschuss nehmen zu können. Zwar hatten wir jetzt neue 8 Zoll-Villentrois-Mörser, die die Geschosse 3.200 Toisen (6.236,80 Meter) weit befördern konnten, aber es gelang uns nicht, die Bomben zur Explosion zu bringen.

Am 5. November biwakierte ich mit meinem Bataillon zwischen den beiden Brücken von Santa Maria. Eine französische Flottille, die im Guadalquivir zusammengezogen wurde, fuhr von Sanlucar de Barrameda aus an der Küste entlang und versuchte nun nach Santa Maria zu kommen. Die Flottile unterstützte einen Kampf am helllichten Tag gegen die Feinde. Geschützt durch das Fort Sainte-Catherine und die Batterien am Festland erreichten die Schiffe trotz Beschusses aus Càdiz ohne größeren Verluste den Fluss Guadaleté.

Ich blieb zwei Wochen in Santa Maria und kehrte dann mit meinem Bataillon wieder zum Lager von Trocadero zurück.

Offizier und Füsilier vom 2. Bataillon der 8ème um 1810 auf der Halbinsel von Trocadero. Die Soldaten der 8ème befinden sind nun schon 3 Jahre in Spanien.

Während dieser Zeit fuhr unsere Flottille entlang der Küste vom Fluß Guadaleté in den San Pedro. Gern hätten wir den Verband um die Halbinsel Trocadero geführt um dann in die Mündung des Flusses Fluss Santi Petri zu gelangen. Dafür hätte man aber im Fort Matagorda doppelt so viele  Geschütze aufstellen müssen, um die Fahrt der Flottille zu sichern. Die Anwesenheit der großen anglo-spanischen Flotte machte die Route darüber hinaus zu einem grossen Wagnis. Vom Fluss San Pedro aus wurden die Boote nun zum Canale Grande von Puerto Real geführt.  Dies war sehr beschwerlich, da der Fluss hier nur einen geringen Tiefgang hatte. So mussten die Boote auf Rutschen und Rollen und durch viel Muskelkraft zum Kanal gezogen werden. Als man die beschwerliche Strecke hinter sich gelassen hatte, konnte die Flottille sicher den Canal Grande passieren. Dann blieb die Flottille am Trocadero um diesen Posten vor einem möglichen Angriff zu verteidigen.         

Die Verteidigung der Halbinsel von Trocadero

Mein Bataillon versah am 25. Dezember wieder seinen Dienst auf Trocadero.  Durch eine außergewöhnliche Kanonade an diesem Tag wurde ich frühzeitig  geweckt. Aus Angst, dass dies Auftakt zu einem Angriff des Feindes war, erhob ich mich sofort. In dem Moment, als ich mein Bett verlassen hatte, krachte eine schwere Kugel durch das Haus und zertrümmerte  mein Lager um dann an der gegenüberliegenden Hauswand wieder zu verschwinden. Wenn ich ein nur paar Sekunden später aufgestanden wäre, wäre dies mein sicherer Tod gewesen!

Als das Feuer gestoppt wurde, bemerkte ich eine einige Bewegungen zwischen der Küste und der feindlichen  Flotte. Die gesamte anglo-spanische Flottille befand sich vor Trocadero und schien einen Angriff vorzubereiten! Ich fürchtete, dass in diesem Moment der Feind sich nicht zurückziehen, sondern den Canal Grande nach Puerto Real passieren würde. Wenn die Flut günstig war, konnte der Feind sogar mit seinen großen Schiffen den Kanal durchqueren. 

Ich wollte zum Paß Moulin de Guera um die Flotte besser beobachten zu können. Mit vier Offizieren kletterte in ein kleines Kanu und übernahm das Steuer. Wir durchquerten den Canal Grande und passierten die Inseln Saint-Louis und Débouchâmes im großen Binnenhafen von Càdiz. Langsam erkannten wir die einzelnen Pässe vom Moulin de Guera . Aber kaum kamen wir dort an , als wir die gesamte feindliche Flotte in einer Linie formiert, ausmachten. Sie näherte sich unseren Posten. Nun hatte ich endlich Gewissheit. Es war der Angriff! Wir ruderten so schnell als möglich zurück nach Trocadero. Um den Eingang des Canal Grande zu erreichen mussten wir für einen Moment an einer Reihe von feindlichen Kanonenbooten vorbei.  Diese nahmen unser kleines Kanu sofort unter Feuer. Zum Glück war unser Boot sehr klein und bot kein grosses Ziel.  Wir kamen nach Trocadero ohne Zwischenfälle, obwohl viele Kanonen auf uns geschossen haben. Nur ein Treffer wäre genug gewesen, um unser Boot zu versenken!

Bombardierung Trocadero´s durch die anglo-spanische Flotte.

Bald darauf eröffnete die Engländer und Spanier ein teuflisches Feuer auf uns. Dann näherten sich englische Schiffe und versuchten, unser Lager und vor allem unsere Flottille durch das Abfeuern einer großen Menge von Raketen zu vernichten. Zum Glück hatten die Raketen nicht gezündet und es wurden nur zwei Männer verletzt. Unsere Batterien und unsere Kanonenbooten antworteten auf das Feuer der Engländer, die sich dann schnell zurückzogen. Die Kannonade dauerte bis in die Nacht. Ich hatte zwei Männer getötet.

Wir hatten bei  Nacht in der Regel am Eingang des Trocadero-Kanals vor unseren Batterien kleine Posten und Wachen auf Booten positioniert. Es war eine notwendige Vorsichtsmaßnahme gegenüber feindlichen Landungen und Überraschungen. Für ihren Teil, hatten die Engländer oft versucht, unsere Posten zu überraschen und die Boote zu überfallen. Während der dunklen Winternächte ist den Engländern dies auch manchmal gelungen. Ich hatte bemerkt, dass seit einiger Zeit der Feind diese Überfälle nun fast jede Nacht vornahm. Um den Engländern eine Lektion zu erteilen, ließ ich von meinen Männern ein Kanu von minderer Qualität bauen. Selbstgemachte Figuren ließ ich dann mit alten Uniformen und Mänteln bekleiden, die dann im Boot saßen und lagen. Bei Einbruch der Nacht ließen wir dann das Kanu in Reichweite unseren schönen Batterie vom Fort Louis zu Wasser. 4 von den 24 Kanonen dieser Batterie wurden dann mit je zwei Packungen von Traubengeschossen geladen, welche genau auf das Kanu zielten. In etwa 2m Höhe wurde dann ein Seil um das Kanu gespannt. Das Ende des Seils wurde mit einer Türklingel in der Nähe der Batterie angebracht.       

In der Nacht näherten sich dann tatsächlich leise und schnell feindliche Boote, die diesen Posten bemerkt hatten. Das Signal erklang  und als die feindlichen Kanus sich um die Falle gruppiert hatten, feuerten die 4 Kanonen und töteten und verletzten viele Männer. Diese  Lektion schützte für eine lange Zeit vor Überfällen. Viele meiner Männer haben sich dieses Spektakel angesehen“.   

Ende des dritten Teils ->

Quelle:

Vigo-Roussillon (François). Grenadier de l’Empire. Journal de campagne (1793-1837), 1981, pp. 29-30

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8ème Régiment de Ligne – Toujours en avant! (Immer vorwärts!)